Buchweizen: Nahrung für die Zellen, „Dichtung“ für die Gefäße

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Bei Buchweizen denkt der Feinschmecker vermutlich zuerst an eine russische Spezialität: Blini. Die feinen kleinen Hefepfannkuchen mit Buchweizenmehl können sowohl mit pikanten Beilagen als auch „süß“ mit Marmelade, Zimt-Zucker etc. verzehrt werden. Lecker – und gar nicht mal so ungesund, denn im Buchweizenkorn stecken viele gute Nährstoffe wie gut verwertbares Eiweiß sowie Vitamin E, B1 und B2, Kalium, Eisen, Silicium, Selen, Zink und Magnesium. Die reichlich enthaltene Aminosäure L-Lysin ist für Herpes-Patient*innen interessant, während Diabetiker*innen von der blutzuckerausgleichenden Wirkung des Buchweizens profitieren. Deshalb ist es sehr sinnvoll, ihn regelmäßig in die Ernährung einzubauen, etwa als Einlage in Gemüsesuppen, als deutlich gesünderen Ersatz für Reis oder als Basis von knusprigen Brat

lingen. Kurz gekocht, ergeben ganze oder geschrotete Buchweizenkörner einen sättigenden Frischkornbrei (plus Obst und ggf. Milch/Jogurt) oder eine proteinreiche Beigabe im Salat.

Aber was ist Buchweizen überhaupt? Selbst wenn man ihn im Bioladen am ehesten im Getreideregal findet – er ist mit Dinkel, Roggen & Co. nicht verwandt. Vielmehr handelt es sich um ein sogenanntes glutenfreies Pseudogetreide aus der Familie der Knöterichgewächse; damit ist Buchweizen eher ein naher Cousin des Sauerampfers. Auch optisch hat er mit unseren üblichen „Brotgetreiden“ nichts gemein: Statt Ähren bildet die krautige Pflanze über pfeilförmigen Blättern zart hellrosafarbene, traubige Blütenstände, die bei Bienen sehr beliebt sind und im Spätsommer zu kleinen dreikantigen Nüsschen heranreifen. Deren Ähnlichkeit zu Bucheckern, den Früchten der Buche (lat. fagus) ist zuständig für den ersten Teil des botanischen Gattungsnamens Fagopyrum (pyros = griech. „Weizen“). Der zweite Namensteil esculentum bedeutet schlicht „essbar“.

Ursprünglich stammt der Buchweizen aus Zentralasien, von wo er vermutlich im 14. Jahrhundert mit den Mongolen nach Mittelauropa gelangte. Dort wurde das anspruchslose, auch auf nährstoffarmen Böden gut gedeihende „Heidekorn“ ab dem 16. Jahrhundert angebaut, konnte im großen Stil aber der ertragreicheren Konkurrenz durch Weizen, Roggen, Gerste, Dinkel und Kartoffeln nicht lange standhalten. Vor allem in osteuropäischen Ländern wie Polen, Lettland, Litauen und Russland kommt Buchweizen weiterhin oft als nahrhafte Beilage auf den Tisch, in der französischen, niederländischen und italienischen Küche als Zutat zu diversen Pfannkuchengerichten.

Doch auch bei uns steigt Buchweizen aktuell in der Gunst ernährungsbewusster Menschen – nicht nur aus den eben genannten Gründen. Zusätzlich bringt er nämlich in Form von Körnern, Grütze, Flocken und Mehl Abwechslung in den Speiseplan all derjenigen Menschen, die wegen einer Gluten-Unverträglichkeit oder Zöliakie auf „Ottos Normalgetreide“ verzichten müssen.

Grüne Kapsel mit BlattWenden wir uns aber nun den grünen Teilen der Buchweizenpflanze zu. Sie nämlich enthalten viele gesundheitsförderliche Flavonoide, darunter respektable Mengen des Rutosids Rutin. Und dieses hat die Fähigkeit, allzu durchlässige Gefäßwände buchstäblich „abzudichten“. Dadurch kann weniger Flüssigkeit durch die Gefäßwände ins Gewebe versickern, die Blutzirkulation verbessert sich und Wasserstauungen können sich abbauen. Rutinhaltiger Buchweizenkraut-Tee und, noch besser, hochdosierte Rutin-Fertigpräparate können deshalb die Behandlung leichterer venöser Insuffizienz (Venenschwäche) hervorragend unterstützen. Auch Bluthochdruck, Krampfadern, müde Beine und Retinopathien (Netzhauterkrankung) bei Diabetikern sowie manche Formen von Kopfschmerzen resultieren u.a. aus Gefäßschwäche. Buchweizenkraut ist dort also ebenso angebracht – optimalerweise in Kooperation mit solchen aus Rosskastanie. Manche Anwender*innen berichten dabei von einer höchst erfreulichen Nebenwirkung: Nach längerer Anwendung von Buchweizenkraut-Präparaten sind in Einzelfällen kleine rotviolette Äderchen an den Oberschenkeln verschwunden, die sogenannten „Besenreiser“.

Und wer oft unter kalten Fingern und Füßen leidet, wird staunen, wie schnell sich das Thema mit wenigen Tassen Buchweizenkraut-Tee erledigt hat: Er kurbelt die Durchblutung bis in die feinsten Äderchen an. (Zusatztipp: Ansteigende Fußbäder mit starkem Beifuß-Sud.)

Halten Sie doch beim nächsten Spaziergang mal die Augen offen! Vielleicht entdecken Sie ein paar verwilderte Buchweizen-Pflänzchen an Ackerrändern oder Schuttplätzen. Ganze Felder davon gibt es hierzulande kaum noch. Im Garten macht er sich allerdings wunderbar als Bestandteil bienenfreundlicher Blühstreifen. Im Herbst können Sie dann zumindest ein paar Handvoll eigenen Buchweizens ernten (den Sie vor dem Verzehr natürlich erst dreschen müssen). Na, wie wär’s? :-)