Safran: Sonnige Würze für die Seele

Wer schon einmal in Marokko, Indien oder einem anderen orientalischen Land mit Safran gewürzte Speisen genossen hat, vergisst den Geschmack und Duft nie wieder. Ebenso herrlich ist die sonnengelbe Farbe, für die bereits winzigste Mengen ausreichen. „Safran macht den Kuchen gehl!“ – also gelb –, heißt es in dem alten deutschen Kinderlied Backe, backe Kuchen. Tatsächlich erhält man bereits durch die Zugabe von sehr wenig Safran verlockend sattgelbe Teige, ohne dass das Aroma sich aufdrängen würde. Auch Haare und Stoffe kann man mit dem fast unerschwinglichen zaʿfarān (arabisch/persisch: „das Gelbe“) färben. Entsprechend galten safrangelbe Gewänder, erquickende Safranbäder und safrangepuderte Theatersitze im alten Ägypten, Rom und Griechenland als Statussymbol, denn nicht jeder konnte sie sich leisten.

Noch heute ist Safran eines der teuersten Gewürze der Welt. Kein Wunder, braucht es doch für ein Kilo küchenfertigen Safrans die mühsam per Hand gezupften Stempelfäden aus bis zu 200.000 Krokusblüten! Eine Pflückerin oder ein Pflücker schaffen maximal 80 Gramm am Tag. Entsprechend anfällig ist vor allem Safranpulver für Fälschungen – und entsprechend hart waren die Strafen. So mussten etwa im Jahr 1305 Aufseher in den Lagerhäusern der Handelsstadt Pisa einen sogenannten „Safran-Eid“ schwören und 1440 wurden Safranfälscher in Deutschland und der Schweiz bei lebendigem Leibe verbrannt.

Heutzutage werden vor allem in Touristenorten manchmal Mischungen als reiner Safran verkauft, die z.B. hauptsächlich aus ebenfalls stark gelb färbendem Kurkuma bestehen. Dieses ist zwar ebenfalls äußerst gesund, hat aber einen ganz anderen Geschmack und vor allem völlig andere Heilwirkungen als Safran. Ein einfacher Test ist die sogenannte Natronprobe: Man gibt wenig Safranpulver in heißes Wasser, wartet ein paar Minuten und fügt dann eine Prise Natron hinzu. Bleibt die Lösung gelb und klar, hat man echten Safran vor sich. Ist Kurkuma mit im Spiel, trübt das Wasser ein und verfärbt sich rot.

Guten, auch therapeutisch wirksamen Safran erkennt man daran, dass 2–3 cm lange und kürzere Fäden gemischt sind und ein Großteil davon eine trichterartige Einkerbung am breiteren Ende aufweist. In Speisen oder heißem Wasser färben die tiefroten Fäden langsam, aber sehr intensiv, bleichen nicht schnell aus, duften stark aromatisch und entfalten deutlich ihr breiteres Ende. Roher, trockener Safran riecht zudem eindeutig süßlich, schmeckt aber bitter. Safranpulver sollte aus o.g. Gründen niemals medizinisch verwendet werden, weil eine qualitative Beurteilung unmöglich ist.

Äußerlich ähnelt der wärmeliebende Safrankrokus zwei hier heimischen Verwandten: dem (Oster-)Krokus und der Herbstzeitlose. Obwohl die zartviolette Blume mit den grashalmartigen Blättern aus einer Art Zwiebel erwächst, gehört sie nicht zu den Zwiebel-, sondern zu den Knollenpflanzen – genauer: in die Familie der Schwertliliengewächse. Anders als der beliebte Frühlingsbote blüht der Safrankrokus jedoch im Herbst. Von der giftigen Herbstzeitlose kann er leicht durch die charakteristischen roten Stempelfäden unterschieden werden, die bei ihr fehlen. In freier Natur wird man Safrankrokusse bei uns kaum finden; Sie können jedoch versuchen, ihn aus gekauften Knollen selbst zu ziehen.

Grüne Kapsel mit BlattNeben seinen kulinarischen Talenten weist Safran vor allem enorme Heilwirkungen auf. Diese waren bereits vor Jahrtausenden bekannt – sogar noch bevor Safran die Küchen des fernen Ostens eroberte. Fresken und Überlieferungen besagen, dass v.a. chinesische und orientalische Ärzte damit viele Beschwerden von Augenentzündungen über Wassersucht und Erschöpfung bis hin zu Vergiftungen behandelten. Früh wusste man auch um die stimmungsaufhellende Wirkung von Safran, die Paracelsus begeistert mit den Worten „Crocus ist die höchste Arznei gegen die Trauer!“ beschrieb. Viele kräuterkundliche Schriften befassten sich mit dem wundersamen Heil-Gewürz, darunter Aulus Cornelius Celsus’ berühmtes De Medicina. Die umfassendste Abhandlung über Safran als Medizin dürfte wohl die Abhandlung Crocologia seu curiosa Croci Regis vegetabilium enucleatio des deutschen Gelehrten Johann Ferdinand Hertodt von Todenfeld sein. Sie führt eine große Anzahl Indikationen samt passender Rezeptur auf.  

Als therapeutisch wirksame Bestandteile im Safran wurden u.a. die stark antioxidativen Carotinoide alpha-Crocin, Crocetin und Picrocrocin analysiert, dazu nennenswerte Mengen ätherischen Öls mit dem Aromastoff Safranal sowie Terpene und Flavonoide.

Die Liste der therapeutischen Einsatzgebiete von Safran ist lang. Neuere Forschung schreibt ihm z.B. schmerzlindernde, mild aphrodisierende und euphorisierende, herzstärkende, krampflösende (spasmolytische), entzündungshemmende (antiinflammatorische), potenz- und libidofördernde, antiasthmatische, antidiabetische, nervenschützende (neuroprotektive), immunstimulierende, durchblutungsfördernde und leicht blutverdünnende sowie in hohen Dosen wehenerregende Effekte zu. Hoffnung machen außerdem Behandlungsversuche bei Epilepsie und Demenz; hier könnte die nervenschützende und ausgleichende Wirkung des Safrans zum Tragen kommen. Nachgewiesen ist eine fruchtbarkeitssteigernde Wirkung von Safran, wenn sie durch bewegungsschwache Spermien beim Mann verursacht ist. Bei Augenentzündungen sowie Sonnen- und Schneeblindheit kann neben Waschungen und Kompressen mit Augentrost-Tee auch ein Sud aus Safranfäden verwendet werden, der allerdings Haut und Stoff stark verfärbt.

Das wichtigste (begleitende!) Einsatzgebiet für Safranzubereitungen sind jedoch depressive Verstimmungen und Depressionen. Studien haben ergeben, dass ein standardisierter Safranextrakt ähnlich gut wirkt wie zwei häufig bei Depressionen verordnete Medikamente (Imapramin und Fluoxetin)! Die angstlösende und schlaffördernde Wirkung führen Wissenschaftler v.a. auf die Interaktion von Bestandteilen des Safrans mit den GABA- und Opioidrezeptoren zurück.

Alternativ stehen verschiedene Fertigarzneimittel mit Safran zur Verfügung.

KONTRAINDIKATIONEN:

In der Schwangerschaft darf Safran wegen seiner wehenfördernden Wirkung nicht eingenommen werden. Während der Entbindung ist genau dieser Effekt dagegen hilfreich; außerdem werden die Geburtsschmerzen als leichter erträglich empfunden.
Auch während agitierter Psychosen oder manisch-depressiver Episoden ist das ansonsten sehr empfehlenswerte Mittel streng kontraindiziert. Ebenso dürfen Epileptiker ihre Medikamente niemals eigenständig durch Safran ersetzen!

WICHTIG:

Safran ist ein vielversprechendes Phytotherapeutikum, das vielen Menschen bei depressiver Verstimmung helfen kann. Selbstversuche ohne jede ärztliche Begleitung sind jedoch keinesfalls zu empfehlen. Bitte begeben Sie sich deshalb sofort in ärztliche und/oder psychotherapeutische Behandlung, wenn Sie vermuten, unter Depressionen oder Psychosen zu leiden! Rufen Sie lieber einmal zu oft als einmal zu selten Ihre Hausärztin/Ihren Hausarzt oder einen psychiatrischen Telefon-Notdienst an. In akuten Fällen ist auch der Notruf 112 eine adäquate Anlaufstelle.

Telefonische anonyme Soforthilfe finden Sie z.B. hier:

Telefon-Seelsorge (rund um die Uhr): (0800) 111 0 111 oder (0800) 111 0 222

Info-Telefon Depression (Mo./Di./Do. 13–17 Uhr, Mi./Fr. 8:30–12:30 Uhr): (0800) 33 44 533

Elterntelefon (für Angehörige betroffener Kinder, Mo.-Fr. 9–11 Uhr, Di./Do. 17–19 Uhr): (0800) 111 05 50

SeeleFon (für selbst Betroffene und Angehörige, Mo.–Do. jeweils 10–12 Uhr und 14–20 Uhr, Fr. 10–12 Uhr und 14–18 Uhr): (0228) 71 00 24 24

für Geflüchtete (Arabisch, Englisch, Französisch): (0228) 71 00 24 25

Kassenärztlicher Notdienst (rund um die Uhr): 116 117

Nummer gegen Kummer (für Kinder und Jugendliche, rund um die Uhr): 116 111

Mehrere nach Bundesländern sortierte Anlaufstellen finden sich hier aufgelistet: https://seelenchaos.de/selbsthilfe-und-psyche/notfallnummern-psyche/

Online können Sie sich z.B. hier über Depressionen informieren: www.deutsche-depressionshilfe.de www.depressionsliga.de

Selbstcheck: Bin ich von Depression betroffen? https://depressionsliga.de/depressionscheck/

Suchmaschine für Depressions-Selbsthilfegruppen: https://www.du-bist-wichtig.com/

Online-Chat der Telefon-Seelsorge: https://online.telefonseelsorge.de/

Extra-Tipp:

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