Petersilie: Die grüne Wassertreiberin mit der Mundfrische-Garantie

Als traditionelles Küchengewürz hat Petersilie heute einen ebenso festen Platz wie als Speisedekoration. Dass sie darüber hinaus auch eine potente Heilpflanze ist, wusste man schon in der Antike. Man behandelte mit dem grünen Kraut innerlich Gicht, Rheuma und Nierengrieß und legte es zerquetscht auf Wunden, Geschwüre und Insektenstiche. Hildegard von Bingen empfahl es zusammen mit anderen Heilpflanzen bei schwachem Magen, Nierensteinen, Fieber, Herz- und Milzbeschwerden. Das altdeutsche Sprichwort „Petersilie hilft dem Manne aufs Pferd, den Frauen unter die Erd!“ fasste Volksglauben und Heilkundigen-Wissen zusammen: Angeblich sollte Petersilie auf Männer aphrodisierend wirken – und ganz sicher konnte sie, in großen Mengen verzehrt, bei schwangeren Frauen Fehlgeburten auslösen! Da der damit einhergehende Blutverlust nicht selten ein Todesurteil darstellte, war entsprechende Vorsicht durchaus angebracht.

ACHTUNG:

Gegen Petersilie als alltägliches Gewürz ist eigentlich nie etwas einzuwenden. Nur stark petersilienlastige Speisen wie Taboulé – ein traditioneller libanesischer Salat, der annähernd komplett aus glatter Petersilie besteht – sowie medizinische Petersilienzubereitungen sind in der Schwangerschaft tabu. Auch bei akut entzündlichen Nierenleiden oder Ödemen infolge eingeschränkter Nierentätigkeit sollte die Anwendung großer Mengen des Krauts oder der Wurzel unterbleiben. Die Samen oder gar das daraus gewonnene ätherische Öl sind wegen des hohen Apiolgehalts für die Selbstbehandlung nicht geeignet.

taboule

Taboulé

 

Im Verlauf der Jahrhunderte etablierte sich Petersilie hauptsächlich als Gewürz – und zwar vom einfachsten Bauernessen bis in die Sterneküchen der Welt. Das ist eine gute Sache, denn ihr halb pfeffriger, halb frischer Geschmack macht jedes Gericht bekömmlicher. Weil sie deutlich aromatischer schmeckt, kommt zu Würzzwecken fast nur noch Glattpetersilie zum Einsatz. Kraus wurde sie einst nur gezüchtet, um Verwechslungen mit der tödlich giftigen Hundspetersilie (Aethusa cynapium) zu verhindern. Leider gingen dabei Teile der gesunden Wirkstoffe und jede Menge Geschmack verloren, weshalb man krause Petersilie (Petroselinum crispum) fast nur noch als – manchmal sogar frittierte – Dekoration sieht. Nur Petroselinum tuberosum bildet übrigens die kräftig schmeckende Wurzelknolle, die an eine dicke, blasse Karotte erinnert und gern mit Pastinaken verwechselt wird.* Petersilienwurzel gehört an jeden guten Eintopf, weil sie ihm nicht nur ein deftiges Aroma, sondern auch noch nierenpflegende Qualitäten verleiht.

Apropos Qualität:

Sowohl in Petersilienblättern als auch in der Wurzel stecken neben antimikrobiell wirkendem ätherischem Öl, Terpenen und Flavonoiden viele Mineralien (v.a. Magnesium und entwässerndes Kalium). Die Blätter und Stängel liefern zusätzlich Vitamin A und E sowie große Mengen Vitamin C. Das macht die Petersilie zu einer rundum wertvollen Pflanze und wird hoffentlich dazu motivieren, ab sofort im Restaurant die Dekoration überzeugt mitzuessen! Insgesamt sollte Petersilie nie mitgekocht, sondern immer erst am Schluss zu warmen Speisen hinzugegeben werden. In Salat, Pesto und grünen Smoothies bleibt sie ohnehin roh.

Grüne Kapsel mit BlattMedizinisch nutzt man die Pflanze heute hauptsächlich zur Anregung der Verdauung, gegen Blähungen und Darmkrämpfe sowie zur Durchspülungstherapie bei Nierengrieß. Sinnvoll ist dabei die Kombination mit anderen „Nierenpflanzen“ wie Goldrute, Hauhechel oder Bärentraube. Frauen mit allzu schwacher Regel oder stagnierenden Geburtswehen (erst nach Einsetzen der Geburt!) profitieren von ihren tonussteigernden und kontraktionsfördernden Eigenschaften. Und nicht zuletzt wird Mundgeruch, egal welcher Herkunft, durch die Kombination aus Chlorophyll und ätherischem Öl in Petersilie nachhaltig gebessert. Man kaut dazu immer wieder eine kleine Menge des frischen Krauts gut durch und schluckt es danach herunter.

SchaufelWer Petersilie im Garten anbauen möchte, beachte ein paar ihrer Allüren: Die grüne Doldenblütlerin lehnt Karotten, Sellerie und Dill als direkte Nachbarn ab und wächst nicht gern zwei Jahre hintereinander am selben Ort. Als Ausgleich dafür ist sie recht einfach aus Samen zu ziehen, übersteht abgedeckt sogar etwas Frost und kann deshalb bis in den Winter hinein geerntet werden.

Zum Trocknen eignet sich Blattpetersilie übrigens nicht; sie verliert sowohl an Aroma als auch an Heilwirkung. In getrockneter Petersilienwurzel bleibt beides weitgehend erhalten, weshalb man sie zur Teezubereitung verwendet. Besser ist es jedoch, beides frisch im Garten oder Haus zu haben – oder aber für den Vorrat wertschonend einzufrieren.

Petersilienwurzel

Tipp:

*Tatsächlich sehen sich Petersilienwurzeln und Pastinaken zum Verwechseln ähnlich. Oft kennt nicht einmal das Personal in der Gemüseabteilung den Unterschied. Dabei ist der Trick zur Erkennung recht einfach:  Bei Pastinaken ist der Blattansatz am oberen Rübenteil deutlich eingesunken, während er sich bei Petersilienwurzeln mitsamt den Blattstielen nach außen wölbt. Pastinaken sind zudem oben meist dicker. Notfalls ritzt man mit dem Fingernagel die Schale ganz leicht an – Petersilienwurzeln duften sofort stark aromatisch nach Petersilie, Pastinaken eher möhrig-mild.