Efeu: Der Klettermaxe unter den Hustenlösern

Efeu, Hedera helix, Foto: Bionorica

Sattgrün, allgegenwärtig und der ultimative Hassliebe-Partner von Hausbesitzern … das ist Efeu. Er, der heute so malerisch die Fassade beschattet und die Luft reinigt, kann sich schon morgen putzlockernd in Gemäuerritzen zwängen. Er, dessen Blüten und Beeren den Tisch im Herbst so reich für Bienen und Vögel decken, ist für Menschen beim Verzehr giftig. Lassen Sie uns jedoch zumindest die Schauergeschichte vom baumwürgenden, alles aussaugenden Efeu endgültig unter M wie Märchen ablegen: Seine kleinen Haftwürzelchen, mit denen er entlang des Stammes schwindelnde Höhen erklimmt, sind absolut nicht zur Anzapfung von Nährstoffen geeignet. Im Gegenteil bietet das dichte Rankengeflecht sichere Vogel-Nistplätze, stützt den Baum wie ein äußeres Skelett und schützt den Baum vor Sonnenbrand. Haben Sie also keine Angst, wenn Ihre Obstbäume oder Zäune mit Efeu bewachsen sind. Freuen Sie sich lieber über die eben genannten Vorteile und nutzen die Blätter als natürliches Waschmittel!*

Schon im Altertum verband man weltliche Freuden mit dem Araliengewächs: Die griechischen und römischen Götter des Weins ehrte man, genau wie Dichter und Olympiasieger, mit Efeukränzen. Später durften Winzer nach einem Erlass Karls des Großen nur dann ausschenken, wenn sie ihre Tür mit Wein- oder Efeuranken markierten. Zudem gilt das immergrüne, bis zu 450 Jahre alt werdende „Ep-heu“ („ewiges Heu“) als Symbol für Treue und Unsterblichkeit. Gläubige Christen betteten ihre Verstorbenen auf den grünen Ranken, und in der Legende von Tristan und Isolde verwachsen über die Zeit die Efeusträucher auf den Gräbern der Liebenden untrennbar miteinander. Bei aller Tragik: ganz schön romantisch.

Zum Titel „Arzneipflanze des Jahres“ kam der Efeu 2010 jedoch wegen anderer Qualitäten. Extrakte aus Efeublättern haben nämlich nachgewiesenermaßen eine stark expektorierende, also auswurffördernde Wirkung. Damit eignen sie sich bestens zur Behandlung von hartnäckigem Husten mit festsitzendem Schleim. Anders als bei bekannteren Husten-Kräutern wie Thymian oder Spitzwegerich ist jedoch die Grenze zur giftigen Dosis für Laien kaum bestimmbar. Hier kann Selberpflücken fatal sein! Greifen Sie deshalb bitte zu kontrollierten, sicheren Fertigprodukten, etwa Hustensaft, Tropfen oder Tee.

Grüne Kapsel mit BlattDer besondere schleimlösende Effekt beruht vorrangig auf dem hohen Gehalt an Saponinen in den ledrigen Blättern. Sapo ist das griechische Wort für „Seife“ (und nun wundern Sie sich vermutlich auch nicht mehr über unsere Wäsche-Empfehlung aus dem ersten Absatz). Im Magen irritiert das Saponin leicht die Schleimhaut und löst damit einen reflektorischen Reiz in den Bronchien aus. Diese verflüssigen das festsitzende Sekret, welches daraufhin leichter abgehustet werden kann. Gleichzeitig entspannt sich die Bronchialmuskulatur.

Äußerlich benutzte die Volksmedizin Efeu früher zur Behandlung von Geschwüren und Ekzemen. Wir raten diesbezüglich zur Vorsicht, weil bei empfindlichen Personen Hautreizungen auftreten könnten. Sinnvoll sind Efeu-Extrakte wegen ihres Hederin-Gehalts jedoch in standardisierten Anti-Cellulite-Kosmetika.

*Ja, Sie haben richtig gelesen: Efeu ist ein wunderbares kostenloses sowie umweltverträgliches Mittel zum Wäschewaschen. Zerrupfen Sie einfach eine gute Doppelhandvoll dunkle, alte Efeublätter und geben Sie diese, in ein Wäschesäckchen oder eine Socke gepackt, direkt mit in die Trommel. Zur Wasserenthärtung dient ein Esslöffel Zitronensäure oder Waschsoda in der Waschmittelkammer (Soda nicht bei Wolle und Seide). Unbedingt ausprobieren!