Ysop: Der würzige Lungenfreund

Biene bestäubt ysop-Blüte

Ysop – Hyssopus officinalis

Ysop sollten Sie sich nicht nur deshalb merken, weil er ein toller Punktegarant in der Kategorie „Pflanzen“ beim „Stadt – Land – Fluss“ ist. Mit ihrem üppigen Wuchs und tiefvioletten Blütenrispen bereichert die winterharte Staude jeden Garten, erfreut nützliche Insekten, vertreibt gleichzeitig Schädlinge und bringt obendrein spannende neue Würz-Impulse in die Küche. Obwohl im Sommer besonders die Blüten verführerisch duften, benutzt man hier übrigens vorrangig die lanzettlichen kurzen Blätter, am besten frisch.

Der Geschmack von Ysop ist leicht oreganoartig, etwas bitter und mit einem Hauch Minzigkeit. Dieses Aroma passt wunderbar zu Gemüsesuppen, Salaten und Kartoffel- sowie Fleischgerichten, die dadurch sogar leichter verdaulich werden. Wie wäre es z.B. mit „Caprese à la Ysop“, also Tomaten und Mozzarella mit Ysop statt des bekannten Basilikums – oder mit selbstgemachter Ysop-Petersilien-Knoblauch-Thymian-Zitronenschalen-Kräuterbutter zum Röstbrot?

Wenn Sie gekochte Speisen mit Ysop aufpeppen möchten, warten Sie damit bitte bis zum Ende der Garzeit; er sollte nicht zu stark erhitzt werden, weil er dabei einen Großteil seines Aromas einbüßt. Bitte sparsam einsetzen; Ysop schmeckt herrlich, übernimmt aber geschmacklich bei Überdosierung schnell zu sehr die Kontrolle …

Übrigens: Auch wenn unser attraktiver Kräuterheld im Volksmund manchmal Eisenkraut genannt wird, handelt es sich dabei doch um eine völlig andere Pflanze. Bei Josefskraut, Hizopf, Ipsenkraut oder Heisop können Sie hingegen relativ sicher sein, dass tatsächlich von Ysop die Rede ist. Botanische familiäre Bande unterhält er z.B. mit Salbei, Rosmarin und Thymian. Genau wie sie fühlt er sich in kargen, warmen Gegenden am wohlsten, lässt sich aber auch von kühlen Zeiten nicht die Butter vom Brot nehmen.

Grüne Kapsel mit BlattIn Sachen Heilkraft hat der Lippenblütler ebenfalls einiges zu bieten – das wusste bereits Hildegard von Bingen, die ihn zur Anpflanzung in allen Kräutergärten wärmstens empfahl. Durch seinen hohen Gehalt an ätherischen Ölen, Flavonoiden, Gerb- und Bitterstoffen wirkt z.B. ein angenehm schmeckender Ysoptee entzündungshemmend und auswurffördernd bei verschleimten Bronchien und Husten. Im Bereich Magen/Darm bietet er sich zur Linderung von Magenkrämpfen, Blähungen und anderen Verdauungsstörungen an, ebenso wie zum Spülen und Gurgeln bei Zahnfleischentzündungen oder Heiserkeit. (Letztere Beschwerden sind auch ein Fall für Salbei oder Blutwurz!) Damit die wertvollen ätherischen Öle nicht verfliegen, sollte die Teetasse während der ca. zehnminütigen Ziehzeit unbedingt abgedeckt werden.

Früher wurden Ysop-Ölauszüge bei Mensch und Tier zur Vertreibung von Ungeziefer auf der Haut angewendet. Auf die Idee, bei Ohrenschmerzen den Rauch von verbranntem Ysop mit einem Trichter in die Ohren zu leiten, käme heute vermutlich niemand mehr. Und sich wie David in der Bibel mittels Ysop von Sünden reinzuwaschen, wird vermutlich am allerwenigsten funktionieren, auch wenn der Pflanzenname auf Hebräisch tatsächlich „heiliges Kraut“ bedeutet.

ACHTUNG:

Wer unter schwerem Bluthockdruck leidet, sollte den anregenden Ysop nur in ganz geringen Dosierungen genießen. In der Schwangerschaft weichen Sie bitte ebenfalls auf andere Würz- und Heilkräuter aus, da es bei entsprechender Empfindlichkeit zu vorzeitigen Wehen kommen kann.