Eibisch: Der schützende „Schleimer“ von nebenan

Eibisch – Althea officinalis
Foto: Bionorica

Normalerweise haben wir für Schleimer ja nicht viel übrig, aber beim Eibisch machen wir gern eine Ausnahme. Denn die in hoher Konzentration enthaltenen Schleimstoffe in seinen Wurzeln sind ein wahrer Segen für alle, die von trockenem (!) Reizhusten, Heiserkeit, Gastritis/Magenschleimhautentzündung oder schmerzhaften Infektionen im Mundraum geplagt sind. Wie Balsam legt sich der Schleim gut haftend auf entzündete Bereiche, so dass sie sich beruhigen können.

Wichtig ist, dass Eibisch-Tee mindestens 8 Stunden lang kalt angesetzt und danach nur leicht erwärmt wird, um die besondere Struktur nicht zu zerstören. Soll er in Mischung mit anderen Anti-Husten-Kräutern wie z.B. Spitzwegerich und Thymian verwendet werden, bereitet man diese wie gewohnt als Heißaufguss zu und fügt den Eibisch-Kaltansatz erst kurz vor dem Trinken hinzu.

Ursprünglich stammt die strahlend weiß-violett blühende Pflanze mit den filzigen Blättern aus Asien, verbreitete sich aber recht schnell in den Mittelmeerraum und von dort aus bis zu uns. Ihre Heilwirkung war vermutlich schon vor 60.000 Jahren bekannt – jedenfalls fand man in einem Neandertalergrab neben weiteren Pflanzenresten auch Spuren des Eibischs. Der römische Naturforscher Plinius schwärmte 77 n.Chr. von ihm gar als Allheilmittel: „Wer täglich einen halben Kyathos voll von dem Saft des Eibisch trinkt, wird gegen alle Krankheiten immun sein!“ Nun ja, schön wär’s. Trotzdem geht der botanische Name Althaea auf das griechische álthein zurück, was schlicht und ergreifend „heilen“ heißt – irgendwas muss also wohl dran sein. In der Antike gehörte Eibisch entsprechend fest ins medizinische Repertoire von Hippokrates und Kollegen, die ihn hauptsächlich zur Wundheilung und Erweichung von Furunkeln einsetzten.

Weitere traditionelle Anwendungen in der Volksmedizin waren Nierengrieß, Blasensteine, Lungenschwäche, Darmträgheit, Bauchkoliken, schmerzhafte Harnverhaltung und Gebärmutterentzündungen. Nur ausgerechnet Pfarrer Kneipp riet komplett von Eibisch ab – und zwar aufgrund eines Missverständnisses. Er kochte nämlich die Wurzeln ab, statt sie kalt anzusetzen, und erhielt durch die Herauslösung der reichlich vorhandenen Stärke einen äußerst klebrig-unangenehmen Schleim. Dieser müsse ganz klar „den Appetit nehmen und verderben […]. Derlei Medizinen“, konstatierte er, „empfehle ich nie!“

Grüne Kapsel mit BlattIn der Tiermedizin sind noch heute warme Eibischwurzel-Umschläge als probates Mittel gegen Euterverhärtung und Abszesse sowie Teeaufgüsse bei Lungenerkrankungen, Durchfall und Koliken des Viehs bekannt.

Naschkatzen und -kater werden die englische Bezeichnung des Eibischs interessant finden: marsh mallow. Hier kann man nicht nur die Verwandtschaft der Pflanze mit der bekannten Malve (= engl. mallow) und ihrer Vorliebe für feuchte Standorte (engl. marsh = Sumpf) ableiten, sondern auch ein Stück kulinarischer Geschichte: Auszüge des Eibischs dienten Konditoren früher als Ersatz für Gelatine; sie stellten damit eine festschaumige Süßspeise ähnlich unseren heutigen Marshmallows her. Geklaut hatten die Amerikaner das Rezept allerdings von den Franzosen, die die so genannte pâte de guimauve, also den „Eibischteig“, zuerst ersonnen hatten.

Heute wird neben der bestätigten Heilwirkung des Eibischs auf die Schleimhäute auch ein immunstimulierender Effekt diskutiert. Nebenwirkungen sind nicht bekannt, jedoch kann sich durch das „Abdichten“ der Magenwand die Resorption gleichzeitig eingenommener Medikamente verzögern – und wegen einer möglichen Blutzuckersenkung sollten Diabetiker die Anwendung mit ihrem Arzt absprechen.

ACHTUNG:

Eibisch ist ein fantastisches Mittel bei trockenem Reizhusten, jedoch nicht geeignet bei bestehender Verschleimung, also „produktivem“ Husten mit Auswurf! Hier würden Eibischzubereitungen ungewollt das Abhusten behindern.