Bockshornklee: Das aromatische Körnchen mit dem großen Heilpotenzial  

Bockshornklee ist Ihnen wahrscheinlich vor allem als Gewürz in der indischen oder afghanischen Küche geläufig. Nur wenige wissen hierzulande, dass man die stecknadelkopfgroßen, steinharten Samen des Schmetterlingsblüters auch fantastisch keimen lassen kann – und damit erst ihr volles Gesundheitspotenzial freischaltet! (Dass ausgerechnet aus Ägypten importierte Bockshornklee-Keimlinge als Auslöser für die EHEC-Epidemie im Juli 2011 gelten, ist eine tragische Ausnahme.) In Indien, Spanien und Nordafrika wird neben den gemahlenen Samen und jungen Keimen oft die köstliche ganze Pflanze verwendet. „Griechisches Heu“ nennt man sie deshalb, weil sie obendrein ein nahrhaftes, milchbildendes Viehfutter ergibt.

Spannend:

Der besondere würzig-ahornsirupartige Körpergeruch, den Westeuropäer manchmal an Personen mit „bockshornkleelastiger“ Ernährung wahrnehmen, ist zurückzuführen auf dessen Gehalt an dem Aromastoff Sotolon, der unter anderem über die Haut ausgeschieden wird. Neben Bockshornklee findet sich dieser unverwechselbare Duft natürlicherweise noch in Liebstöckel.

Im westlichen Kulturkreis weniger bekannt sind die vielfältigen Heilwirkungen des aromatischen „Philosophenklees“, wie Bockshornklee im Volksmund auch heißt. Schon im alten Ägypten fand er jedoch regelmäßige Anwendung in der Geburtshilfe, bei jeglichen Frauenleiden sowie bei religiösen Kulten. Arabische Ärzte schätzten ihn vor allem für die Haar- und Hautpflege, gegen Diabetes und Regelbeschwerden. Der Prophet Mohammed soll gar gesagt haben, wenn man allgemein um die Kräfte des Bockshornklees wüsste, man würde ihn wohl mit Gold aufwiegen! Und chinesische, tibetische und indische Ärzte verordneten Tee-Aufgüsse aus den Samen gegen Husten, Magen-/Darmbeschwerden sowie zur allgemeinen Kräftigung und Milchbildung für stillende Mütter.

Dieser beinahe schon wundertätige Ruf nun eilte der Pflanze voraus, als sie um das Jahr 800 herum den westlichen Teil der Welt erreichte. Ein offizieller Anbaubefehl von Karl dem Großen in seiner Landgüterverordnung „Capitulare de villis“ brachte den Bockshornklee in die in Klostergärten des Reiches. Heilkundige wie Hildegard von Bingen behandelten damit schon bald erfolgreich Hautleiden und Atemwegserkrankungen.

Grüne Kapsel mit BlattPfarrer Kneipp war es dann, der die antibakteriell, entzündungshemmend, hormonregulierend, schleimlösend und blutzuckerssenkend wirkende Pflanze vollends in den Olymp der Phytotherapie erhob. Seitdem haben Bockshornkleesamen einen festen Platz in der naturheilkundlichen unterstützenden Behandlung von Diabetes mellitus, Ekzemen, Appetitlosigkeit, Wechseljahresbeschwerden, Leberleiden, leicht erhöhtem Cholesterinspiegel, Hautproblemen, hormonellen Beschwerden und Zuständen allgemeiner Kraftlosigkeit.

Eigentlich sollten Menschen jeden Alters häufig zu Bockshornklee greifen – sei es als Gewürz, Tee, Frischkeime … oder sogar als Haarpackung! Seine starken Effekte auf den Hormonhaushalt sollen nämlich bei regelmäßiger Anwendung hormonbedingten Haarausfall lindern. Die hormonausgleichende und haarwuchsfördernde Wirkung ist vermutlich den Stoffen Vitamin B3 und Diosgenin zu verdanken, welche Haarausfall auslösende Hormone blockieren. Gleichzeitig regt Bockshornklee die Bildung von Testosteron an, das etwa Sportlern zu mehr Muskelmasse und schnellerer Fettverbrennung verhilft, die Fruchtbarkeit bei Mann und Frau positiv beeinflusst und außerdem die männliche Potenz steigert.

Eine Studie gibt zudem vorsichtige Hoffnung für Parkinson-Patienten: Unter der Behandlung mit Bockshornkleesamen-Extrakt besserten sich einzelne Symptome signifikant – vermutlich durch eine Schutzwirkung auf bestimmte Nervenzellen. Ähnliche Effekte sind auf geschädigte Lebern bekannt; hierfür ist offenbar die Aminosäure Histidin gemeinsam mit Cholin verantwortlich.

Für einen Tee werden pro Tasse ca. 1 TL zerkleinerte Bockshornkleesamen mit etwa 200 ml kaltem Wasser angesetzt, nach 2 Stunden kurz aufgekocht und nach 10 Minuten abgeseiht. Man kann auch den reinen, ungekochten Kaltauszug trinken, dieser ist jedoch weniger aromatisch und schwächer wirksam. Brei-Zubereitungen, z.B. für Gelenkwickel oder Auflagen auf Abszessen, werden 5–10 Minuten lang gekocht und sollten vor dem Auftragen etwa 30 Minuten lang ausquellen.

ACHTUNG:

In der Schwangerschaft sollte man besser auf Bockshornklee-Zubereitungen verzichten; sie könnten vorzeitig Wehen auslösen.

Das sind viele Argumente für eine köstliche Erweiterung Ihres Speiseplans – fangen Sie am besten gleich morgen an! :-)