Königskerze: Die majestätische Hustenreiz-Besänftigerin  

Königskerze - Verbascum

Königskerze – Verbascum

Bestimmt haben Sie im Sommer schon öfter an den unwirtlichsten Ecken eine erstaunliche Pflanze gesehen – weit über mannshoch, mit großen, je nach Unterart oft silbrig beflauschten wechselständigen Blättern und einem selbstbewusst aufragenden, ab Juni mit leuchtend gelben Blüten besetzten Blütenstand. Die Rede ist von der Königskerze aus der Familie der Braunwurzgewächse. Bei aller Majestät, die sie namensgetreu ausstrahlt, bohrt sie ihre lange Pfahlwurzen oft in auffallend karge und einsame Standorte: die winzige Lücke im Asphalt vor dem Mülltonnenhäuschen, den Schotterstreifen neben der Landstraße, das bisschen Erde neben dem einbetonierten Wegweiser. Der einzige echte Anspruch ist Sonne – je mehr, desto lieber. Nasse Füße mag die Königskerze nicht und zum Blühen bequemt sie sich erst im zweiten Wuchsjahr.

 Volksnamen wie Wollkraut oder Schafschwanz erklären sich durch das Aussehen der Pflanze von selbst – und wenn man weiß, dass die getrocknete Blütenähre, mit Harz bestrichen, auch als Lichtquelle genutzt wurde, erkennt man auch die Herkunft der Bezeichnungen Fackelkraut, Himmelsbrand oder Marienkerze.

Schon Ärzte des Altertums und nach ihnen Hildegard von Bingen und Pfarrer Kneipp sangen ein Loblied auf die Heilkraft der Königskerze. Wegen ihrer segensreichen Wirkungen, aber auch ihres beeindruckenden Wuchses darf sie bis heute in katholischen Gegenden in keinem „Weihebuschen“ fehlen, der an Mariä Himmelfahrt während einer feierlichen Zeremonie gesegnet wird und übers Jahr hinweg Schutz für Haus und Stall bieten soll. Arme Leute legten sich früher die pelzigen großen Blätter in die Schuhe, um im Winter die Füße warm zu halten. In Streifen geschnitten und gezwirbelt, dienten die wie Zunder brennenden Blätter außerdem als Lampendochte.

Außerdem schätzt man sie auch als Wettervorhersagerin: Je nachdem, ob sich zuerst die untersten, die obersten oder aber die mittleren Blütenreihen öffnen, schließen des Phänomens Kundige auf das Wetter im kommenden Jahr.

Schnuppert man an den frischen gelben Blüten einer Königskerze, wird man übrigens einen eigentümlich harzig-muffigen Geruch wahrnehmen. Erst beim Trocknen entwickelt sich ein honigartiger Duft, der bereits die lindernde Wirkung erahnen lässt.

Grüne Kapsel mit BlattDenn tatsächlich sind fast alle Bestandteile der unübersehbaren Pflanze ausgesprochen heilkräftig. Sie enthalten große Mengen an Schleimstoffen, Saponinen, Flavonoiden und ätherischen Ölen. Diese Zusammensetzung prädestiniert Zubereitungen aus allen Pflanzenteilen der Königskerze als Heilmittel gegen trockenen Reizhusten, Bronchitis, Hallschmerzen, Heiserkeit, Asthma, Fieber sowie nässende Ekzeme, Haut- und Magenschleimhautentzündungen.

In medizinischem Gebrauch sind mehrere Unterarten, z.B. die Großblütige Königskerze (Verbascum densiflorum V. thapsiforme), die Kleinblütige Königskerze (Verbascum thapsus) und die Filz-Königskerze (Verbascum phlomoides).

WICHTIG:

Zielt man auf besänftigende Wirkung bei trockenem Husten ab, darf der Tee nicht gekocht und auch nicht mit zu heißem Wasser überbrüht werden – das würde die wertvollen Schleimstoffe demontieren. Vielmehr setzt man das getrocknete Kraut (Blüten, teilweise auch Blätter) mehrere Stunden mit kaltem Wasser an, erwärmt den Absud nach einigen Stunden lediglich auf Körpertemperatur und genießt ihn mit Honig gesüßt. Bei Verwendung der Blätter muss der Tee durch ein sehr feinmaschiges Tuch abseihen, um die vielen feinen, potenziell reizenden Härchen zu entfernen. Wegen seines milden Geschmacks eignet sich dieser Tee ganz besonders auch bei Halsschmerzen und trockenem „Kitzelhusten“ von Kleinkindern. Die wundheilende Wirkung kommt ebenfalls mit dieser Zubereitungsart am besten zur Geltung. All dies gilt gleichermaßen für erkältete oder hustende Tiere.

Bei verschleimten Hustenformen und Fieber kann man kochend aufgießen. Das zerstört zwar die Schleimstoffe der Königskerze, erhält aber die schleimlösenden Saponine. Alternativ (oder ergänzend) greift man eher zu auswurffördernden Heilkräutern wie Thymian, Huflattich oder Alant.

Interessant:

In manchen spanischsprachigen Ländern werden die Samen der Königskerze sowie andere giftige Pflanzen traditionell zum Fischfang verwendet (barbasco). Die nicht sehr nette Intention dieser Methode ist, die Fische durch das Einstreuen saponinhaltiger Pflanzenteile ins Wasser zu betäuben.

Säen Sie die wunderschöne Pflanze lieber im Garten aus und zupfen Sie peu à peu die jeweils reifen Blüten! Das Trocknen muss allerdings rasch an einem warmen Ort erfolgen, weil sie schnell Feuchtigkeit ziehen und dann schimmeln. Braun verfärbte Blüten müssen leider entsorgt werden.