Grapefruit: Die bittersüße Königin unter den Zitrusfrüchten

aufgeschnittene Grapefruit

Grapefruit – Citrus paradisi

Obwohl „grape“ auf Englisch „Weintraube“ heißt, deutet der Name Grapefruit keinesfalls auf eine entsprechende Verwandtschaft hin. Vielmehr bezieht er sich auf die eng traubenartige Gruppierung der Grapefruits am Baum, der übrigens eine Kreuzung aus Orangen und Pampelmusen ist. Sagt jemand statt Grapefruit Pampelmuse, ist das also nur halb korrekt. :-)

Wir kennen die gleichzeitig sauer, bitter und süß schmeckende Zitrusfrucht hauptsächlich als Inbegriff eines gesunden „Fatburner“-Frühstücks. Und tatsächlich stecken in der kalorienarmen und ballaststoffreichen Grapefruit neben respektablen Mengen Vitamin C, Kalium und Biotin vor allem Bitterstoffe und wertvolle Bioflavonoide. Dabei handelt es sich um teils stark färbende Verbindungen (lat. flavus = gelb), die ausschließlich in Pflanzen vorkommen und dort zahlreiche Funktionen erfüllen. So helfen sie z.B. bei der Abwehr von Fraßfeinden oder schädlicher UV-Strahlung und locken Bestäuber unwiderstehlich an.

Im menschlichen Körper entfalten sekundäre Pflanzenstoffe wie Naringin, Hesperidin, Quercetin und Rutin zahlreiche antioxidative, keimhemmende und antientzündliche Eigenschaften. Außergewöhnlich daran ist ihre Fähigkeit, zwischen krankmachenden und schädlichen Keimen zu unterscheiden: Anders als z.B. Antibiotika greifen sie das körpereigene Darmmikrobiom nicht an, sondern fördern „gute“ Darmbakterien sogar! Die in Grapefruits besonders üppig vertretenen Flavonoide Naringin und Hesperidin scheinen darüber hinaus einen positiven Einfluss auf den Cholesterinspiegel und die Gefäßgesundheit zu haben. Weniger Vitamine als im Fruchtfleisch, jedoch enorme Flavonoid-Konzentrationen finden sich übrigens in der Schale und in den Kernen der Grapefruit.

Entdeckt wurden diese verblüffenden Effekte 1980 von dem US-amerikanischen Immunologen und Hobbygärtner Dr. Jacob Harich. Als die Grapefruitkerne auf seinem Komposthaufen auch nach Monaten keinerlei Anzeichen von Verrottung zeigten und – wie einst der Penicillin-Schimmelpilz in der Petrischale! – einen auffällig „sauberen“ Hof um sich herum zeigten, wurde er neugierig. Er brachte einen Extrakt daraus in Kontakt mit diversen Pilzen, Fäulnisbakterien, Parasiten und Viren … und sah, wie diese fast jeden Kampf verloren, weil die Flavonoide ihre Zellwände angriffen.

Grüne Kapsel mit BlattDer daraufhin entwickelte glycerinbasierte Grapefruitkernextrakt (grapefruit seed extract/GSE) ist ein äußerst vielseitiges Hausmittel bei verschiedensten Beschwerden:

Innerlich wird er tropfenweise bei drohenden Infekten, Darmpilz-Erkrankungen, Blasenentzündung, bakteriellem Durchfall sowie Helicobacter-pylori-Infektionen und Magenschleimhautentzündungen unterstützend eingenommen.

Äußerlich rückt Grapefruitkernextrakt stark verdünnt als Mundspülung, Waschung oder Auflage Hals-, Mundschleimhaut- und Zahnfleischentzündungen, Haut-, Vaginal- oder Nagelpilz, Akne oder infizierten Wunden zu Leibe. Außerdem ist er ein ausgezeichnetes Konservierungsmittel, z.B. für selbst hergestellte Cremes, Salben, Shampoos (gut gegen Schuppen!) oder Reinigungsmittel.

Tierhalter schätzen GSE als natürliche Lösung bei Ohrmilben (stark verdünnt als Waschung), Parasitenbefall (innerlich und äußerlich) sowie zur Desinfektion von Futtergeschirr, Spielzeug und Schlafplätzen.

Da Grapefruitkernextrakt auf Glycerin statt auf Alkohol basiert, ist er auch für Kinder, Schwangere, alkoholkranke Menschen und Tiere geeignet. Für genaue Dosierungs- und Anwendungsempfehlungen empfiehlt sich die Anschaffung eines Fachbuchs wie z.B. „Das Wunder im Kern der Grapefruit“.

Zwar sind Nebenwirkungen kaum zu erwarten, da GSE an sich ungiftig ist. Im Zweifelsfall gilt dennoch: Lieber weniger Tropfen verwenden statt zu viele – der Extrakt ist sehr potent und noch in hoher Verdünnung wirksam! Außerdem kann es, wenn etwa große Mengen Bakterien oder Parasiten zu schnell absterben, zur sog. Herxheimer-Reaktion kommen, die man auch von Antibiotika-Behandlungen kennt. Die Symptome ähneln denen einer Grippe und werden nicht durch die Medikamente (oder in diesem Fall GSE) ausgelöst, sondern durch den Abbau von Bakterientoxinen.

WICHTIG:

In den letzten Jahren ist Grapefruitkernextrakt teilweise in Verruf geraten, weil in einigen Proben Pestizid-Rückstände gefunden wurden. Produkte in kontrolliert zertifizierter Bio-Qualität geben Ihnen hier Sicherheit.

ACHTUNG! WECHSELWIRKUNG!

Die Furanocuramine in Grapefruit-Fruchtfleisch und -Saft hemmen ein körpereigenes Enzym namens CYP3A4 sowie das Plasmamembranprotein OATP, wodurch einige Medikamente stärker oder aber schwächer wirken. Von unkalkulierbarer Wirkungsverstärkung betroffen sind z.B. manche (nicht alle!) Blutdruck- oder Cholesterinsenker, trizyklische Antidepressiva, manche Herzmedikamente, Entwässerungsmittel, Antibiotika, Immunsuppressiva und Krebsmedikamente sowie die „Pille“. Wenige Arzneistoffe werden bei gleichzeitigem Verzehr von Grapefruits oder Grapefruitsaft stattdessen in ihrer Wirkung abgeschwächt, z.B. manche Antihistaminika. Entsprechende Überdosierungen können sich etwa durch Schmerzen und Muskelschwäche, Schwindel, Herzrasen, Atemnot oder übermäßigen Flüssigkeitsverlust äußern. Kommt zu wenig eines bestimmten Wirkstoffs im Organismus an, kann das Medikament hingegen nicht richtig wirken. Die Zeitspanne für dieses Interaktionsrisiko beträgt bis zu drei Tage – wer also regelmäßig die betroffenen Medikamente einnnehmen muss, sollte auf den Verzehr von Grapefruits und Grapefruitsaft lieber verzichten. Für Grapefruitkernextrakt sind diese Effekte nicht abschließend belegt. Produkte, die ausschließlich aus den Kernen und Schalen gewonnen werden (die Produktbeschreibung muss Auskunft geben), dürften eigentlich keine Wechselwirkungen auslösen. Bitte fragen Sie vor der innerlichen Anwendung des Extrakts dennoch Ihre Ärztin oder Ihren Apotheker.