Löwenzahn – der Herkules unter den Heilkräutern

Löwenzahn

Löwenzahn – Taraxacum officinale
Foto: Bionorica

Erinnern Sie sich an die vom Blütenstaub gelb gepuderten Schienbeine, die Sie als Kind vom Tollen in der Löwenzahnwiese nach Hause brachten? Die Röllchen, zu denen sich die Streifen aus dem längs aufgespaltenen Stängel kringelten, wenn man sie in Pfützen warf? Die darauf folgenden Mahnungen der Mutter, der weiße Milchsaft im Löwenzahnstängel sei aber sooo giftig, man solle damit auf keinen Fall spielen? Wundervoll. Heute weiß man, dass der Milchsaft – außer in riesigen Mengen verzehrt – nicht giftig ist, sondern einfach nur lästige Flecken auf Haut und Kleidung verursacht. Die Mär vom tödlichen Gift sollte den Müttern in den Zeiten vor Waschmaschine & Oxi-Clean schlicht und ergreifend mühselige Wascharbeit abnehmen!

chef-hat-309146_640Löwenzahn ist also durch und durch harmlos, man könnte ihn sogar mit Stumpf und Stiel verzehren. Außerdem schafft er einen Charakter-Spagat, an dem Menschen zumeist kläglich scheitern: Als „Pusteblume“ schickt er zierlich schwebende, federleichte Schirmchen durch die Sommerluft … und knackt ganz nebenbei als kraftstrotzender Berserker zentimeterdicken Asphalt.
Dass auch seine Geschmäcker von himmlisch-süß (Blüte) bis bitter-herb (Blätter und Wurzel) reichen, versteht sich schon fast von selbst. Kulinarisch können es die jungen Blätter übrigens locker mit dem Mode-Salat Rucola aufnehmen, die angedünsteten oder eingelegten Knospen schlagen jede Kaper um Längen, Löwenzahnwurzel-Kaffee ist definitiv einen Versuch wert und wer einmal selbstgekochten Löwenzahn„honig“ gekostet hat, wird nie mehr davon loskommen. Recherchieren Sie ruhig mal ein paar Rezepte – Sie können dabei nur gewinnen!

Grüne Kapsel mit BlattDiese Vielseitigkeit macht sich nun auch die Naturheilkunde zunutze. Die wichtigste Wirkung kann man direkt an einem seiner volkstümlichen Namen ablesen: „Bettpisser“ oder „Seicherwurzel“. Löwenzahnblätter und –wurzel regen nämlich durch ihren hohen Gehalt an Kalium, Flavonoiden und Bitterstoffen massiv die Verdauung sowie Leber und Niere an. Das macht den Löwenzahn zu einem der typischsten Heilkräuter jeder Frühjahrs- oder Entschlackungskur; sogar feiner Nierengrieß oder kleine Gallensteine können sich dabei lösen und sanft mit dem Urin abgehen, bevor sich schmerzhafte Steine bilden.
Die Anwendung empfiehlt sich hier als Tee, Frischpflanzensaft, Tinktur oder schlicht Salat bzw. Zutat im Green Smoothie.
Rheumatiker und Gichtpatienten freuen sich über die harnsäurelösende Wirkung von Löwenzahnblättern und –wurzeln in jeder Zubereitungsart. Unreine Haut kann von der Behandlung mit einem Sud aus frischen Löwenzahnblüten profitieren.

Also wer spricht hier von Un-Kraut? :-)