Hirtentäschel – der Blutstiller mit Herz

Hirtentäschel

Hirtentäschel – Capsella bursa-pastoris Foto: pixabay.com

Die herzförmigen Samenkäpselchen der Hirtentäschel-Pflanze erinnern an die Taschen früherer Wanderhirten. Und so bilden diese denn auch tatsächlich den lateinischen Namen der Pflanze, Capsella bursa-pastoris: capsa (= Kapsel) + bursa (= Tasche) + pastor (= Hirte). „Bauernsenf“ nennt man ihn im ländlichen Raum wegen des scharfen Geschmacks seiner reifen Samen, die man durchaus als Pfefferersatz verwenden kann.

Grüne Kapsel mit BlattIn der Phytotherapie wird Hirtentäschel seit langer Zeit vor allem als leicht blutstillendes Mittel eingesetzt, etwa bei zu starker Regelblutung. Das klingt leicht paradox, wenn man eine weitere, nämlich kontraktionsfördernde Eigenschaft des Krautes bedenkt, die sich Hebammen in Form von Tee, Tinktur oder Frischpflanzensaft zur Anregung der Wehentätigkeit zunutze machen.
Ähnlich ausgleichend wirkt Hirtentäschel auch auf den Kreislauf: Sowohl zu niedriger wie auch zu hoher Blutdruck können sich durch die kurmäßige Einnahme von Hirtentäscheltee oder –Tinktur auf ein normales Maß einpendeln. Verantwortlich sind dafür vermutlich das gefäßabdichtende Rutin sowie das Flavonoid Quercetin, begleitet von wertvollen weiteren Pflanzenstoffen.

Achtung: Wenden Sie Hirtentäschel niemals in der Schwangerschaft an, da es vorzeitige Wehen auslösen kann!

Hirtentäschel kann man aus mehrerlei Gründen zu den Überlebenskünstlern zählen: Er blüht fast ganzjährig und stellt dabei keine Ansprüche an Art oder Gattung seiner Bestäuber – Ameisen taugen ihm gerade so gut wie Bienen, und zur Not bestäubt er sich einfach selbst. Schon ab April reifen die Samenstände; die Kapseln platzen dann bei Berührung – etwa durch Regentropfen oder landende Insekten – leicht auf und verteilen ihren fruchtbaren Inhalt in der näheren Umgebung. Darüber hinweglaufende Tiere verteilen die klebrigen Samen, die bis zu 30 Jahre lang (!) keimfähig bleiben können, außerdem im wahrsten Sinne „zu Fuß“. Die Masseverteilung der Pflanze erinnert übrigens etwas an einen Eisberg: Während das grüne Kraut und die Stiele selten mehr als kniehoch werden, kann die Wurzel sich bis zu einen Meter tief in den Boden verankern. Ausreißen ist insofern sinnlos, denn entweder schleudert man dabei unwillentlich Tausende von Samen herum oder belässt genügend Wurzelmaterial in der Erde, um den Hirtentäschel im nächsten Jahr an derselben Stelle aufs Neue zu begrüßen.

Erstaunen Sie Ihre Kinder außerdem unbedingt mit der wundersamen Begabung der Blütenstängel, in der Vase nach dem Abschneiden einfach weiterzuwachsen!