Käsepappel: Die schöne Wilde mit dem Feuerlöscher-Effekt  

Käsepappel – Malva sylvestris/Malve neglecta

Es gibt wohl keine Heilpflanze, die jemals auf einen so merkwürdigen Namen getauft wurde wie die Käsepappel. Zunächst haben die hübsch violett blühenden Wildblumen ganz offensichtlich nichts mit dem gleichnamigen Baum zu tun. Stattdessen gibt es einen historischen Wortzusammenhang mit der Tatsache, dass man aus den unreifen Samen in Notzeiten einen nahrhaften Brei für Kinder und Kranke zubereitete – im Volksmund „Papp“. Die Form dieser Samenstände erinnert an kleine Käselaibe, und so war irgendwann der irreführende Volksname „Käsepappel“ geboren. Warum ausgerechnet er sich durchgesetzt hat und nicht einfach „Wilde Malve“ (auch: Rossmalve, Malva sylvestris) oder „Wegmalve“ (Malva neglecta), wird wohl ewig ein Geheimnis bleiben. Obwohl sich diese beiden Arten übrigens in ihrer Größe und weiteren botanischen Merkmalen unterscheiden, werden sie schon seit der Antike gleichwertig verwendet. Sogar in der Bibel serviert Moses Malventee an Fieberkranke!

Interessant:

Grüne Kapsel mit BlattAlle medizinischen Einsatzgebiete der Käsepappel erklären sich hauptsächlich aus ihrem hohen Gehalt an Schleimstoffen und Flavonoiden in den Blättern, Blüten und Wurzeln. Durch Kaltansatz der getrockneten Pflanzenteile löst sich ein leichter Schleim, der sich wie ein schützendes Pflaster auf gereizte Magen- und Mundschleimhäute und Bronchien legt. Genau wie bei Eibisch-Zubereitungen bietet sich Käsepappel- Sud deshalb z.B. zur Linderung von trockenem Reizhusten, Heiserkeit sowie Haut- und Schleimhautentzündungen aller Art an. Je nach Indikation wird der lauwarme bzw. abgekühlte Sud schluckweise getrunken oder äußerlich angewendet. Bei Ekzemen etwa sind feuchte Auflagen wohltuend, bei Halsschmerzen oder Zahnfleischentzündung Spülungen und Gurgeln (hier auch an Blutwurz und Salbei denken!). Für unterwegs kann man sich den goldwerten Tipp merken, mit einem Schnürsenkel oder Grashalm ordentlich weichgeknetete Malvenblätter auf Schürf- oder Brandwunden zu binden.

Für Kinder ist Malvenblüten-Tee nicht nur eine tolle Hustenmedizin, sondern auch ein kleines Wunder: Er färbt sich binnen Minuten tiefblau … und bei Zugabe von einem Spritzer Zitronensaft knallpink! Diese starke Färbewirkung schlägt sich u.a. in der französischen Bezeichnung für Violett ab: mauve.

Doch Käsepappeln können nicht nur heilen: Blätter und Blüten der Käsepappel sind auch eine willkommene Abwechslung in der Wildpflanzenküche. Junge rohe Blätter und Blüten schmecken Auge und Gaumen z.B. fein im Salat oder Kräuterquark, während die gekochten Blätter, fein gehackt, Suppen und Füllungen andicken. (Diesen Effekt haben Sie vielleicht schon bei Okraschoten beobachtet, die ebenfalls zur Familie der Malvengewächse gehören.)

Naschen Sie außerdem unbedingt mal rohe Malvensamen – sie haben ein zartes nussiges Aroma und einen interessanten „Biss“! Aus den getrockneten Samen wurde früher Mehl gemahlen.

WICHTIG:

Tee aus Käsepappel-Blättern, -Blüten oder -Wurzeln soll nicht gekocht werden, weil sich dadurch die wohltuende Konsistenz verändern würde. Setzen Sie den Sud deshalb mehrere Stunden oder über Nacht in kaltem Wasser an, erwärmen ihn dann nur auf Körpertemperatur und seihen schließlich ab. Von dem an Mäuseharn erinnernden Geruch der trockenen Blätter sollte man sich nicht abhalten lassen; er verfliegt im Teeauszug weitgehend.

Und: Hibiskus, oft fälschlich ebenfalls als „Malventee“ im Handel, gehört ebenfalls zu den Malvenarten und schmeckt lecker säuerlich, hat aber keine medizinische Wirkung!