Johanniskraut: Sonnenkraft für verletzte Seelen und Körper

Johanniskraut

Johanniskraut, Hypericum perforatum
Foto: Bionorica

Um den Geburtstag des heiligen Johannes herum, am 24. Juni, blühen die so genannten Johannikräuter. Neben Beifuß, Eisenkraut, Schafgarbe und Kamille gehört dazu vor allem das – man höre und staune – Johanniskraut. Wegen seiner sonnengelben Farbe und seiner pünktlichen Blüte zur Sommersonnenwende lag die Überlieferung nahe, dass das Kraut in seinen Blüten die Sonne sammelt, um sie dem Menschen für lichtärmere Zeiten zur Verfügung zu stellen. Wenn früher am 21. Juni ums Feuer getanzt wurde, trugen die Mädchen deshalb oft Kränze aus dem „Elfenblutskraut“, das in Europa, Westasien und Nordafrika am liebsten an Wegrändern, Böschungen und in lichten Wäldern wächst.

Damit wäre der deutsche Name geklärt, aber wenn wir schon einmal dabei sind, nehmen wir doch auch den botanischen Namen der Pflanze unter die Lupe: Hypericum perforatum wurde das Johanniskraut von der Wissenschaft genannt. Das griechische hypér bedeutet „hoch, groß“ und eréike heißt „Heidekraut“ – Johanniskraut überragt also die umgebenden Heidekräuter. Der zweite Namensteil perforatum umschreibt das wie von zahllosen Nadelstichen durchbohrte (perforierte) Aussehen der eiförmigen Blätter. Angeblich geriet der Teufel über die legendären Heil- und Teufelsfernhaltungskräfte des Krauts derart in Rage, dass er dessen Blätter mit einer Nadel malträtierte. Heute wissen wir, dass die gegen das Licht gut sichtbaren dunklen Punkte Drüsen sind, die ätherisches Öl und Harz produzieren.

Ein vor allem für Kinder spektakulärer Effekt beim Spazierengehen in „Johanniskraut-Revieren“ ist übrigens, wenn man die goldgelben Blüten zwischen den Fingern zerreibt. Wie von Zauberhand verfärben sie sich nämlich blutrot! In der roten, öligen Flüssigkeit tummelt sich jede Menge Hypericin – einer der wissenschaftlich mittlerweile am besten erforschten Phyto-Wirkstoffe.

Grüne Kapsel mit BlattHypericin ist nachgewiesenermaßen unterstützend angezeigt bei leichten bis mittelschweren depressiven Verstimmungen, Unruhe, nervösen Kopf- und Magenschmerzen, Reizblase und Reizdarm, postnatalen Depressionen und Stimmungsschwankungen während der Wechseljahre.

Bereits im Mittelalter wussten Heiler um diese stimmungsaufhellenden Kräfte des Johanniskrauts; im 16. Jahrhundert empfahl der Arzt Paracelsus es gegen „dollmachende Geister“. Von Hypericin war damals natürlich noch nicht die Rede – vielmehr schob man die Wirkung auf die Vertreibung böser Mächte durch das Johanniskraut.

Will man mit Johanniskraut gegen Depressionen vorgehen, reicht es allerdings nicht aus, selbstgepflückten Tee aufzubrühen.
Man weiß inzwischen, dass erst Dosierungen von täglich mindestens 850 mg Johanniskrautextrakt wirksam sein können. In dieser Dosierung ist das Medikament seit einiger Zeit apothekenpflichtig, denn es sollte durchaus nicht ohne begleitende Beratung eingenommen werden: Hypericin bewirkt eine Photosensibilisierung der Haut, das heißt, die Sonnenbrandgefahr steigt relativ stark an. Zuerst hatte man diesen merkwürdigen Effekt bei Weidetieren beobachtet, die nach dem massenhaften Verzehr von Johanniskraut weiße Flecken auf dem Fell bekamen: die so genannte Lichtkrankheit.

Interessant: Genau dieser Nebenwirkung schiebt man aktuell – zumindest teilweise – die Potenz des Johanniskrauts gegen Depressionen beim Menschen in die Schuhe! Nimmt die Haut nämlich mehr Licht auf, kurbelt dies auch die Produktion von glücklichmachenden Botenstoffen wie Serotonin und Melatonin an.

Für die die starke antibiotische und wundheilende Wirkung der Heilpflanze des Jahres 2015 ist übrigens ein weiterer Haupt-Inhaltsstoff verantwortlich: das Hyperforin. In Form von  Ölauszügen (Rot-Öl) und Cremes oder Salben ist Johanniskraut somit auch wirksam bei Schädigungen der Haut (z.B. Schürfwunden, Sonnenbrand), Muskelzerrungen und Prellungen. Die gleichen Verletzungen indizieren Hypericum in homöopathischer Zubereitung – Ihre Apotheke berät Sie gern!