Traubensilberkerze: Die Wurzel gegen Wechseljahresbeschwerden und stockende Wehen

Traubensilberkerze, Cimicifuga racemosa, Foto: Bionorica

Wenn Frauen in der zweiten Lebenshälfte von Hitzewallungen & Co. geplagt werden, hält die Natur sanfte Hilfe bereit, deren Namen Bände sprechen. Bereits nordamerikanische Indianerstämme setzten Abkochungen aus der Squaw Root (auch: Black Cohosh) zur Erleichterung der Geburt ein; daher auch die Bezeichnung Frauenwurzel. Der Name Traubensilberkerze ist hingegen eine reine Beschreibung des Aussehens – in der silbrig schimmernden, aus vielen kleinen Einzelblüten bestehenden Dolde könnte man durchaus Ähnlichkeiten mit einer Kerze finden. Und der botanische Name Cimicifuga setzt sich zusammen aus den lateinischen Wörtern cimex (= Wanze) und fuga (= Flucht), was zu Wanzenkraut wurde. Er deutet auf etwas hin, das man der bis zu 2 Meter großen dekorativen Pflanze gar nicht zutrauen würde: einen widerwärtigen Geruch, vor dem sogar Blattwanzen Reißaus nehmen.

Grüne Kapsel mit BlattIn den europäischen Arzneischatz hat es die miefende Schöne aus der Familie der Hahnenfußgewächse erst im 18. Jahrhundert geschafft. Mit Tees und Pulvern aus der getrockneten Wurzel brachte man erfolgreich stockende Wehen und ausbleibende Menstruationsblutungen in Gang oder linderte schmerzhafte Gelenkentzündungen.

Noch heute beschleunigen naturheilkundlich erfahrene Gynäkolog*innen und Hebammen die Geburt nach erfolgtem Blasensprung durch die halbstündliche Gabe der unverdünnten Urtinktur. Wäre dieses Wissen weiter verbreitet, bliebe vermutlich vielen Frauen der Notkaiserschnitt erspart! Ähnlich segensreich erweist sich das homöopathische Mittel Cimicifuga im Wochenbett, wenn es bei der frisch entbundenen Mutter wegen des rasanten Östrogenabfalls zu depressiver Verstimmung kommt.

Gegen Wechseljahresbeschwerden wie Hitzewallungen, Schlafstörungen, Migräne, Ohrensausen, Herzklopfen, Stimmungsschwankungen und „Gelenkknarzen“ wurde die Traubensilberkerze erst 1849 von der „American Medical Association“ empfohlen – damals noch ohne hinreichende Erklärung für die Wirkung. Heute wissen wir, dass die Pflanze Stoffe wie Triterpenglykoside und Isoflavone enthält, die sich an Östrogenrezeptoren binden und dort hormonähnlich wirken. Darüber hinaus stecken im Wurzelextrakt sogenannte Selektive Östrogenrezeptor-Modulatoren (SERMs). Sie hemmen die Freisetzung von Gelbkörperhormon (LH), das als Östrogen-Gegenspieler fungiert. So können standardisierte Zubereitungen aus Traubensilberkerzenwurzel insgesamt dem wechseljahresbedingten Östrogenabfall entgegentreten und seine unangenehmen Begleitsymptome spürbar lindern. Dazu gehört auch die im Alter steigende Osteoporosegefahr, die ebenfalls vom Östrogenstoffwechsel abhängt. Durch die Regulierung dieses Mangels ist die wundersame Wurzel in der Lage, die Knochensubstanz zu schützen – und all das ganz ohne die potenziell krebserregenden Nebenwirkungen künstlich hergestellter Östrogene.

Von einer Anwendung als Tee wird heute übrigens eher abgeraten, weil damit die nötigen Dosierungen kaum erreicht werden können. Sicherer und bequemer ist die Einnahme entsprechender Fertigarzneimittel wie Tinktur oder Tabletten. Etwas Geduld sollte frau jedoch mitbringen, weil eine Wirkung erst nach mehreren Wochen eintreten kann. Einstweilen lohnt es sich, einige Tropfen Cimicifuga-Urtinktur in die Gesichtscreme einzurühren; viele Frauen berichten über recht erstaunliche Straffungseffekte durch die gesteigerte Feuchtigkeitsaufnahme der Haut.

Wichtig:

Auch wenn die Traubensilberkerze bei Weitem nicht so stark in den Hormonstoffwechsel eingreifen wie körpereigenes oder synthetisches Östrogen, sollte die Anwendung bei hormonanhängigen Turmorerkrankungen unbedingt mit dem behandelnden Arzt abgesprochen werden. Es besteht z.B. die Möglichkeit, auf homöopathische Zubereitungen auszuweichen, etwa die Niedrigpotenz D4.

In der Schwangerschaft und Stillzeit soll das Mittel nicht angewendet werden.