Eisenkraut: Der unscheinbare Nebenhöhlen-Putzer

Eisenkraut – Verbena officinalis

Eisenkraut – das klingt nach harten Stängeln, stahlgrauen Blättern und vielleicht sogar Stacheln. Stattdessen handelt es sich dabei um eine bis hüfthoch krautig wachsende Pflanze aus der Familie der Verbenen mit dünnen, kantigen, zähen Stielen und einer lavendelähnlichen schmalen Blütenrispe. Die winzigen blassvioletten Lippenblüten öffnen sich nacheinander, so dass von Tag zu Tag ein kleiner Kranz von ihnen den Stängel hinaufzukriechen scheint. Man trifft Eisenkraut weltweit an – hauptsächlich an sandigen Wegrändern, auf kiesigen Plätzen und trockenen Berghängen. Sein Duft ist zart zitronenartig, der Geschmack aller Teile hingegen bitter.

Doch woher kommt der Name „Eisenkraut“ überhaupt? Mit dem Spurenelement Eisen hat er jedenfalls nichts zu tun. Stattdessen gab man es beim Schmieden der Eisenschmelze bei, um härteres Eisen zu erhalten. Eventuell leitet sich der Name auch von der Göttin Isis ab, deren Schweiß, als er auf die Erde traf, das Wachstum der Pflanze angeregt haben soll. Kultisch sagte man Eisenkraut sowohl einen Schutz vor Verletzungen durch eiserne Waffen nach als auch die Fähigkeit, diplomatische Verhandlungen positiv zu lenken. So schreibt etwa Plinius, dass politische Gesandte (auch verbenaria genannt!) bei Konfrontationen mit dem Feind grundsätzlich etwas Verbene (lat. verbum = Wort) bei sich trugen, um kompetenter diskutieren zu können. All diese geheimnisvollen Zusammenhänge schlagen sich in den verschiedenen Volksnamen der Pflanze nieder, darunter Träne der Isis, Junokraut, Katzenblutkraut, Teufelswurz oder Venusader.

Grüne Kapsel mit BlattDie traditionelle medizinische Anwendung von Eisenkraut reichte von Nervenschwäche und Anämie über Geburtsbeschleunigung bis hin zur Behandlung eitriger Wunden. Obwohl manche davon auch nach heutigem Wissen durchaus plausibel sind, haben sich in der Phytotherapie nur wenige Indikationen gehalten.

Klar ist: Der Hauptwirkstoff von Eisenkraut ist das Iridoid Verbenalin, das nachweislich bei der Verflüssigung von festsitzendem Schleim hilft. Außerdem sind noch verschiedene Flavonoide, ätherische Öle, Bitterstoffe sowie das stark antibakterielle Kaffeesäure-Derivat Verbascosid darin enthalten. Dieses Gesamtpaket macht Eisenkraut – vor allem als Fertigpräparat in Kombination mit anderen schleimlösenden Heilpflanzen wie z.B. Schlüsselblume, Holunder und Enzian – zu einem sehr guten sog. Sekretolytikum. Bei Infekten wie z.B. Nasennebenhöhlenentzündung (Sinusitis) schafft dies die ersehnte Erleichterung, weil die Schleimhaut in den engen Höhlen abschwellen, das entzündliche Sekret abfließen und der äußerst schmerzhafte Druckkopfschmerz nachlassen kann.

Hilfreich sind Eisenkraut-Zubereitungen darüber hinaus zum „Anstupsen“ verspäteter oder zu schwacher Regelblutung sowie zur Förderung der Milchbildung, hier am besten als Tee in Kombination mit anderen bewährten Milchbildungs-Kräutern wie Anis, Fenchel, Kümmel oder Bockshornklee. Nach dem Essen genossen, fördert dieser obendrein die Verdauung.

In der Aromatherapie findet verdampftes ätherisches Eisenkraut-Öl Anwendung zur Konzentrationsförderung und Entspannung bei Einschlafschwierigkeiten. Zusammen mit z.B. Wintergrün wird es außerdem Einreibungen gegen rheumatische Schmerzen und Muskelverspannungen eingesetzt. Weil es so teuer ist, wird es allerdings fast immer mit Jojoba- und/oder ätherischem Zitronenverbenen- oder Lemongras-Öl gemischt, weil diese ähnlich duften.

ACHTUNG:

Schwangere dürfen Eisenkraut in keiner Form anwenden, da es die Gebärmutter zu Kontraktionen anregen und so vorzeitige Wehen auslösen kann.