Ingwer – wärmende Schärfe für Magen und Atemwege

Ingwerwurzel

Ingwer – Zingiber officinalis
Foto: Sidroga, Gesellschaft für Gesundheitsprodukte mbH, Arzbacher Str., 78m 56130 Bad Ems

Er ist ein typisches Lebensmittel, an dem sich geschmacklich die Geister scheiden: der Ingwer. Entweder liebt man seinen süß-scharfen Geschmack und sucht seine Gegenwart in jeder nur möglichen Form … oder man meidet ihn wie der Teufel das Weihwasser. Dabei ist Ingwer laut vieler Phytomediziner eines der gesündesten Lebensmittel der Welt!

So teilte um 2500 v.Chr. der damalige Kaiser Shen Nung, ein großer Verfechter der fernöstlichen Pflanzenheilkunde, den Ingwer ehrfürchtig in die sogenannte „Königliche Klasse der Heilpflanzen“ ein und empfahl ihn gegen jegliche Magen- und Verdauungsbeschwerden. Im 1. Jahrhundert nach Christus bestätigte der große Arzt und Pharmakologe Dioskurides in seiner „Materia medica“ die Wohltaten des Ingwers auf diesen Gebieten. Mit den mittelalterlichen Kreuzfahrern dann eroberte die Pflanze nach einem Umweg über Spanien endgültig den Rest der Welt. Besonders im tropischen und subtropischen Klima des asiatischen Raums wird Ingwer noch heute im großen Stil angebaut; die meisten Importe kommen aktuell aus Indien, Südamerika und Nigeria.*

Grüne Kapsel mit BlattDas Haupt-Anwendungsterrain der manchmal lustig aussehenden Knolle ist nach wie vor der Magen. Wer unter Reiseübelkeit, einem „kalten Magen“, schwacher Verdauung oder Völlegefühl leidet, kann auf seine ätherischen Öle sowie seine Scharfstoffe Gingerol und Shogaol zählen, denn sie regen die Gallensaftproduktion an und machen schädlichen Mikroben den Garaus. Wohl dem, der den süßlich-scharfen Geschmack des Ingwers schätzt! Der würzt ganz einfach so viele Speisen wie möglich damit, knabbert kandierten Ingwer – besonders gegen Reiseübelkeit ein probates Mittel – oder genießt regelmäßig eine Tasse Ingwertee: idealerweise aus frischer Ingwerwurzel (1 cm dünn geschälte und kleingeschnittene Ingwerwurzel auf 1 Tasse kochendes Wasser, 10 Minuten ziehen lassen) oder entsprechende >Fertigpräparate aus der Apotheke.
(Bei Schwangerschaftsübelkeit kann Ingwer ebenfalls segensreich sein; holen Sie vor der Anwendung aber unbedingt das OK Ihres Gynäkologen ein, weil Ingwer im Einzelfall und bei hoher Dosierung vorzeitige Wehen auslösen kann.)
Hartgesottene kauen immer wieder mal ein kleines Stückchen rohen Ingwers pur, desinfizieren damit sogar noch die Mundhöhle und schlagen damit ganz nebenbei Krankheitserregern in der Erkältungszeit ein Schnippchen! Verantwortlich für diese immunstimulierende Wirkung ist unter anderem der Schutz, den unser körpereigenes Antioxidans Glutathion durch Ingwer erfährt. So kann es im Angriffsfall ungestört die Produktion der weißen Blutkörperchen ankurbeln, die für die Immunabwehr so wichtig sind.

In den letzten Jahren haben Studien außerdem ein weiteres ingwerliches Talent entdeckt: gegen Schmerzen! Selbst strengste wissenschaftliche Studien belegen mittlerweile, dass bestimmte Inhaltsstoffe des Ingwers das gleiche Enzym (Cyclooxygenase) im Körper hemmen wie Acetylsalicylsäure, also Aspirin. So lohnt etwa bei Gelenkschmerzen oder Migräne ein Versuch mit der Einnahme von Ingwerpräparaten – und bei erhöhter Thromboseneigung, denn genau wie ASS macht Ingwer das Blut dünnflüssiger und schützt vor der gefährlichen Bildung von Blutgerinnseln. Besonders erfreulich ist diese Wirkung bei den  Symptomen einer Arthrose: Hier kommen nicht nur die antiphlogistischen (= entzündungshemmenden), blutverdünnenden und schmerzlindernden Eigenschaften des Ingwers zum Tragen, sondern auch noch seine unterdrückende Wirkung auf den „Knorpelabbauer“ TNF-α.

Vorsichtige Hoffnung kommt zuletzt aus Richtung der Alzheimer-Forschung. Es scheint ganz so, als ob Ingwer dazu in der Lage wäre, die als Alzheimer-Auslöser identifizierten Protein-Plaques an der Ablagerung zu hindern. Schaden kann es jedenfalls sicher nicht, Ingwer als regelmäßige Zutat in den Speiseplan zur Alzheimer-Vorbeugung und –therapie zu integrieren.

Schaufel*Lassen Sie sich kurz verraten, dass man Ingwer auch ganz einfach selbst züchten kann: Ein Stück Ingwer mit „Augen“ (kleine grünliche Erhebungen an den Wurzelgelenken) in Anzuchterde geben, leicht bedecken und für einige Wochen gut feucht und warm halten, z.B. unter einem Plastikbeutel. Die bald sprießende schilfartige, hübsch rot-gelb blühende Pflanze vermehrt das Rhizom fleißig, und nach etwa einem Dreivierteljahr können Sie eine vielfache Menge Ingwer ernten.