Latschenkiefer: Die knorrige Freundin für Bronchien, Muskeln und Gelenke

Latschenkiefer

Latschenkiefer Pinus mugo turra

Bäume sind ja nicht gerade die ersten Gewächse, an die man beim Thema Heilpflanzen denkt. Und doch verfügen viele von ihnen über verblüffende Heilkräfte – siehe z.B. die Profile von Eiche, Pappel, Linde, Weide und Lärche. Einen weiteren Heilbaum kennt man hauptsächlich von Saunaaufgüssen: die Latschenkiefer. Als Beschreibung für das knorrig geduckte, nur 1 bis 3 Meter hohe Bäumchen zwar passend, aber nicht sehr schmeichelhaft klingt die Bezeichnung Krüppelkiefer. Schon deutlich netter und ein glasklarer Hinweis auf deren viele gute Eigenschaften ist da der Volksname Bergsegen. Tatsächlich fühlt sich die genügsame Latschenkiefer in schneegepeitschter Gletscherhöhe ebenso wohl wie an kargen Lawinenhängen oder in moorig-milden Tieflagen. Ihr Hauptverbreitungsgebiet liegt in den Alpen und Karpaten, im Erzgebirge sowie dem nördlichen Apennin und dem Balkan.

Es scheint fast so, als ob die unscheinbare „Latsche“ ihre gesamte Lebensenergie in das steckt, was hauptsächlich anderen zugute kommt … und das riecht man schon bei der leisesten Berührung. Denn ihre biegsamen, bis zu 5 cm langen paarweise gebündelten Nadeln enthalten jede Menge ätherisches Öl, das die Atemwege befreit und schmerzende Muskeln entspannt.

Grüne Kapsel mit BlattAls Inhalation oder Bestandteil eines Erkältungsbalsams arbeitet das balsamisch-harzig-mentholig duftende Latschenkiefernöl bei Schnupfen, produktivem Husten oder Bronchitis auf zweierlei Weise: sekretolytisch (schleimlösend) und sekretomotorisch (Schleim abtransportierend). So kann der verflüssigte Biofilm, in dem sich krankmachende Bakterien oder Viren prächtig vermehren, leichter abgehustet werden. Gleichzeitig hemmen die antiseptischen Inhaltsstoffe des Öls das Bakterienwachstum.

Muskelkater, Verkrampfungen, Rücken- und rheumatische Gelenkschmerzen, Neuralgien, müde Füße sowie leichtere Verstauchungen, Zerrungen oder Prellungen sind das zweite große Einsatzgebiet für Latschenkiefer-Zubereitungen. Den meisten wird der alkoholbasierte Franzbranntwein für wärmende Einreibungen ein Begriff sein, und auch viele Sportgels und Fußcremes beziehen ihren durchblutungsfördernden, entlastenden Effekt aus Extrakten des tapferen Nadelbäumchens.

Wer das Glück hat, im Frühling an frische Latschenkiefern-Nadeln zu kommen, kann diese fein hacken und mit Zucker vermengt in ein Schraubglas geben. Der Sirup, der sich nach mehreren Wochen im Glas absetzt, ist ein hervorragendes Hustenmittel. In getrockneter Form verleihen die Nadeln als Gewürz Rind- oder Wildfleischgerichten ein interessantes Aroma. Auch ein für Bronchien und Muskeln wohltuendes Badesalz lässt sich daraus einfach herstellen. (Um einer Abflussverstopfung vorzubeugen, gibt man die 1:1-Mischung aus gehackten Latschenkiefernnadeln und grobem Meersalz in ein engmaschiges Säckchen – zum Beispiel eine zugeknotete ausrangierte Socke.)

ACHTUNG:

Patienten mit Keuchhusten, Asthma und diagnostizierter Herzschwäche sollten kraftvolle ätherische Öle wie das der Latschenkiefer nur nach Rücksprache mit der behandelnden Ärztin oder dem behandelnden Arzt verwenden.