Vogelmiere: Das üppige Heilkraut mit dem kulinarischen Extra

Vogelmiere – Stellaria media

Als eines der ersten ertragreichen „Grüns“ im Frühjahr ist die Vogelmiere eine echte Kandidatin für die Wildkräuterküche. Ihr milder, an jungen Mais erinnernder Geschmack macht es experimentierfreudigen Naturfans dabei ganz leicht, das Wort „Unkraut“ für sie zu verwenden. Vogelmiere ist nämlich eine großartige Grundlage für Frühlingssuppen, macht sich aber auch roh im Pesto, Smoothie, Aufstrich oder Salat sehr gut. Darüber hinaus passt sie, klein gehackt, bestens zu allen Teigen wie etwa für Spätzle, Brot oder Brötchen! Und warum nicht einmal den japanischen Reisbrei Nanakusa gayu nachkochen, der zum traditionellen „Fest der Sieben Kräuter“ serviert wird?

Weil es gern üppig auf nährstoffreichen Komposthäufen, auf Äckern und an Wegrändern wuchert, kann man das Kraut samt Stengeln und Blüten mit einer Schere mühelos in großen Mengen ernten. Außergewöhnlich: Im Winter findet man es sogar unter dem Schnee, was hungrigen Wildtieren wie Rehen oder Hasen sehr zugute kommt. Ein echter Gewinn sind die dichten Vogelmiere-Teppiche auch für den Boden. Er wird dadurch vor Austrocknung und Erosion geschützt, während er aus verrottenden Pflanzenteilen Nährstoffe gewinnt.

Zu erkennen ist Vogelmiere an ihrem niederliegenden verfilzten Wuchs, den angespitzt eiförmigen, etwas fleischigen Blättern, vielen winzigen, tief eingeschnittenen weißen Blüten sowie (nur das unterscheidet sie sicher von anderen, kulinarisch uninteressanten Mieren-Arten!) einer einseitigen Reihe stehender Härchen am runden Stengel. Reißt man diesen vorsichtig auseinander, bleiben die sog. Leitbündel als langer Faden stehen. Diese Eigenschaft zusammen mit dem Fakt, dass Vogelmiere insbesondere von Hühnern leidenschaftlich gern gefressen wird, hat ihr u.a. die Volksnamen Hühnerdarm und Hühnerabbiss eingebracht. Der botanische Name stellaria (lat. stella = Stern) bezieht sich natürlich auf die zauberhaft sternchenförmigen Blüten.

Grüne Kapsel mit BlattZu empfehlen ist die regelmäßige Integration der ausdauernden Pflanze in den Speiseplan übrigens bei Weitem nicht nur wegen ihrer kulinarischen Talente und ihres relevanten Gehalts z.B. an Vitamin C, Eisen, Calcium, Magnesium, Kalium, B-Vitaminen und Flavonoiden. Volksmedizinisch hat sie ebenfalls eine lange, erfolgreiche Geschichte. Ihre hauptsächlichen Einsatzgebiete waren schon immer Entzündungen von Haut, Augen und Gelenken sowie Rheuma, verschleimter Husten und Asthma.

Je nach Indikation wird das Kraut entweder frisch bzw. gekocht verzehrt, zu Brei zerquetscht als Auflage genutzt oder als Kaltansatz (um die wertvollen Saponine nicht zu zerstören) als Tee getrunken. Hierfür übergießt man eine Handvoll frisches oder 4 EL getrocknetes Vogelmierenkraut mit kaltem Wasser, lässt dieses mehrere Stunden stehen, seiht ab und erwärmt den Sud nur ganz leicht auf Trinktemperatur. Drei bis vier Tassen täglich sollten es bei Husten sein, ggf. gemischt mit Spitzwegerich, der ebenso für den Kaltansatz dankt. Der Tee oder frisch ausgepresste Saft eignet sich gleichzeitig für Waschungen schlecht heilender Wunden und Ekzeme sowie bei Akne.

Einen Ölauszug kann man pur benutzen oder zu Vogelmierensalbe weiterverarbeiten, die etwa den Juckreiz bei Ekzemen, Schuppenflechte und Sonnenbrand lindert.

Durch ihre entwässernde und basische Wirkung drängt sich Vogelmiere außerdem geradezu als Partnerin in allen Frühjahrs-, „Blutreinigungs-“ und Entschlackungskuren auf. Hier sollte sie mit weiteren frühen Wildkräutern wie Brennnessel, Löwenzahn, Brunnenkresse und Bärlauch kombiniert werden.

TIPP:

SchaufelWer sich jetzt in das Kräutlein verliebt, aber keinen Garten zur Verfügung hat, kann es problemlos in Kästen oder einem großen Blumenkübel auf dem Balkon kultivieren. Dazu erntet man entweder die Samen abgeblühter Pflanzen (sie sind auch im Saatgut-Fachhandel erhältlich) und sät sie zu einem beliebigen Zeitpunkt in nährstoffreicher Erde aus oder man gräbt irgendwo eine Pflanze aus und topft sie ein. So hat man das ganze Jahr über leckere und gesunde Vogelmiere zur Verfügung!