Tausendgüldenkraut: Der bittere Tausendsassa.

Tausendgüldenkraut - centaurium erythraea Foto: Bionorica

Tausendgüldenkraut – centaurium erythraea Foto: Bionorica

Wenn Sie nach dem Essen gerne ein Gläschen Kräuterbitter trinken, heißt der superbittere Star darin vermutlich Tausendgüldenkraut. Nur der Enzian, mit dem das vorwiegend in den Mittelmeergebieten beheimatete Kraut auch sichtlich verwandt ist, schmeckt ähnlich heftig bitter. Tatsächlich hat Nicholas Culpeper im 17. Jahrhundert maßlos untertrieben, als er das Tausendgüldenkraut als „sehr gesund, aber nicht sehr angenehm zu schmecken“ bezeichnete: Einige Hauptwirkstoffe des Tausengüldenkrauts, die Iridoide, gehören zu den bittersten natürlich vorkommenden Substanzen weltweit! Kein Wunder, dass die Menschen der Antike es auch „Erdgalle“ nannten.

Und damit ist auch schon das Geheimnis der bei uns unter Naturschutz stehenden Pflanze gelüftet. Denn sicher kennen Sie den Effekt, dass beim Verzehr bitterer Speisen unmittelbar ein starker Speichelfluss einsetzt? So ähnlich geht es Ihren inneren Organen auch: Kaum melden die Bitterrezeptoren im Mundraum entsprechenden Kontakt, schütten Magen, Bauchspeicheldrüse, Leber und Galle gleichermaßen hohe Mengen an Verdauungssekreten aus. Dies wiederum wirkt sich äußerst günstig bei Verdauungsbeschwerden wie Völlegefühl, Magendruck, Blähungen, Sodbrennen und AchtungDurchfall aus. (ACHTUNG: Patienten mit manifesten Magen- und Darmgeschwüren dürfen Grüne Kapsel mit BlattZubereitungen aus Tausendgüldenkraut nicht verwenden!)
Neuere Untersuchungen weisen außerdem auf eine schmerzlindernde, fiebersenkende, magenschützende und antientzündliche Wirkung hin. Interessant: Obwohl Tausendgüldenkraut bei Kranken und Schwachen eindeutig appetitanregende Eigenschaften besitzt, kann es Menschen mit gesundem oder übermäßigem Appetit sogar beim Abnehmen helfen … was wiederum auf der effektiveren Verwertung der Speisen beruht.

Die Volksmedizin verordnet das wärmeliebende Heilkraut, das seine rosa Blüten frühestens mittags und nur ab 20 Grad öffnet, seit Menschengedenken vielseitig – etwa bei Bluthochdruck (Ägypten), Diabetes (Mallorca), Darmwürmern, Reizblase und entzündeten Wunden. Ein Tee aus Johanniskraut und Tausendgüldenkraut, vor dem Schlafengehen getrunken, soll älteren Menschen gegen nächtliche Inkontinenz und Kindern gegen Bettnässen helfen.

So viel zu den medizinischen Talenten unseres Tausendsassas – aber nun wollen wir auch wissen, warum die Heilpflanze 2004 so heißt, wie sie heißt! Nett ist wusstensiedoch jedenfalls, was Sebastian Kneipp über das Tausendgüldenkraut sagt: „Der Name lautet auf eine hohe Summe, die Hilfe spendet das Kraut einem jeden umsonst.“

Die Quellen nehmen es nun ganz genau und bieten gleichermaßen eine Geschichte zur Herkunft des deutschen wie auch des botanischen Namens an. Ein reicher Mann, so die Legende, litt an einem immer wiederkehrenden Fieber und bot demjenigen, der ihn davon endgültig heile, 1.000 Gulden als Belohnung. Kurze Zeit später genas er durch ein ominöses Kraut, das ihm ein armer Heilkundiger brachte und das fortan unter dem Namen „Tausendgulden-“ oder „Fieberkraut“ in die Apotheken einzog.
Für die botanische Bezeichnung Centaurea ist angeblich der berühmte Arzt Dioskurides verantwortlich, der im 1. Jahrhundert n.Chr. unter den Kaisern Nero und Claudius diente. Er soll den Zentaur Chiron – ein Wesen halb Mensch, halb Pferd – dabei beobachtet haben, wie er eitrige Wunden an seinen Pferdebeinen mit einer Pflanze heilte. Daraufhin nannte er das Kraut kentaurion lepton (griech. die Pflanze des Zentauren), was im Lateinischen zu Centaurea wurde. Das Mittelalter interpretierte den Namen als Kombination von centum (= hundert) und aureum (= Gold), also „Hundertgold“. Für die enorme Heilkraft des Krauts erschien den dankbaren Patienten 100 jedoch nicht genug, weshalb man es kurzerhand auf „Tausendgold“ updatete. In Norddeutschland setzt man heute sogar noch einen drauf und trinkt zu Verdauungszwecken einen Tee aus „Miljöntusendkraut“!

Für die Menschen des Mittelalters muss das nach einem Wohlstandsversprechen geklungen haben. Für sie war es also ganz logisch, am Johannitag während des Mittagsläutens ein Sträußlein Tausendgüldenkraut im Geldbeutel zu schütteln, damit er niemals leer werde. Das können wir Ihnen leider nicht versprechen – wohl aber eine kompetente Beratung zu unseren Produkten mit dem bitteren Magen-Champion.