Zimt – das Multitalent für Verdauung, Immunsystem, Blutzucker … und Weihnachten

Zimtrinde

Zimt – Cinnamomum verum Photo: Sidroga

Lebkuchen, Glühwein, Bratäpfel, Milchreis – was wären sie ohne die süßliche Schärfe von Zimt? Dabei hat das Gewürz aus der Familie der Lorbeergewächse noch ganz andere alltägliche Begabungen: Es eignet sich zum Beispiel, wie die Ägypter bereits vor 4.000 Jahren wussten, aufgrund seiner antimikrobiellen Wirkung (und seines aromatischen Eigengeruchs) hervorragend zur Einbalsamierung von Mumien!

wusstensieAber Scherz beiseite, Zimt ist tatsächlich ein „Einwanderer“, dem wir viel mehr als nur weihnachtliche Genüsse verdanken. In der ayurvedischen Medizin verordnete man ihn seit jeher gegen Wechseljahres- und Kreislaufbeschwerden, im Mittelalter verdampfte man, gar nicht dumm!, Zimt-/Nelken-Aufgüsse zur Fernhaltung der Pest, und Hildegard von Bingen empfahl Zimt als Heilmittel gegen Gicht. Doch erst im 14. Jahrhundert eroberte das für seinen exotischen Geschmack und seine angeblich aphrodisierende Wirkung gerühmte Gewürz endgültig Europa. Man führte die zu einer Art Zigarren gerollten Streifen der Zimtbaum-Innenrinde aus Ceylon (heute: Sri Lanka) ein, sobald sich die vorher kursierenden Gerüchte über ihre Herkunft als haltlos erwiesen. Weder baut nämlich ein legendärer arabischer Zimtvogel sein Nest aus den Stangen, das ihm tapfere Sammler unter Lebensgefahr rauben, noch schwemmt es den Zimt direkt aus dem Paradies in den Nil, aus dem man ihn dann kunstfertig fischen muss.

Diese Entzauberung machte den Zimt indessen nicht billiger. Im Gegenteil: So teuer war er in seinen ersten europäischen Jahrhunderten, dass man ihn mit Gold aufwog! Eine ultimative Demonstration von Reichtum war es entsprechend, als der Augsburger Kaufmann Anton Fugger 1530 die Schuldscheine von Karl V. in einem Feuer aus Zimtstangen verbrannte, als er großmütig dessen Schulden erließ.

Aber jetzt werfen wir endlich einen Blick auf das, was Zimt für Ihre Gesundheit tun kann.

Grüne Kapsel mit BlattDa wäre einmal seine segensreiche Wirkung auf die Verdauung, die man auch im Rahmen einer gewichtsreduzierenden Diät im Hinterkopf behalten sollte. Sie beruht auf der kräftigen Anregung von Magensaft-Produktion und Darmbewegungen sowie der Hemmung von faulgasbildenden Keimen – ein Segen bei Neigung zu Blähungen und Völlegefühl.

Ein instabiler Kreislauf kann von Zimt in jeder Darreichungsform ebenso profitieren, denn verschiedene Inhaltsstoffe des ätherischen Öls wärmen und erweitern die Blutgefäße, senken auf diese Weise zu hohen Blutdruck und regen gleichzeitig die Durchblutung an.

Bei Erkältung und Nasennebenhöhlenentzündung (Sinusitis) können täglich mehrere Tassen Zimt-Tee – gemischt mit Ingwer und Gewürznelken – nicht schaden.

Wer unter Zahnfleischentzündungen und Halsschmerzen leidet, kann mit derselben Mischung spülen und gurgeln.

Äußerlich wird Zimt als Bestandteil von >Salben oder Bädern gegen Gelenk- und Regelschmerzen sowie Fußpilz angewendet. Fragen Sie in Ihrer Apotheke außerdem nach >Zimt-Einlegesohlen für die Schuhe gegen Schweißfüße und zur Unterstützung der Anti-Fußpilz-Therapie!

Die derzeit interessanteste Indikation für Zimt in Kapselform ist jedoch >Typ-II-Diabetes. Offenbar agieren manche Inhaltsstoffe im Zimt insulinähnlich und können als gegebenenfalls bei der Blutzuckerregulation helfen. Stimmen Sie eine solche Behandlung aber unbedingt mit Ihrem Arzt ab!

Wichtig: In den letzten Jahren wurde immer wieder vor dem übermäßigen Verzehr von Zimt gewarnt. Die darin enthaltenen Cumarine stehen im Verdacht, bei entsprechender Disposition Leberschädigungen hervorzurufen. Zwar hat die Wissenschaft hier noch nicht das letzte Wort gesprochen – es kann aber nicht schaden, darauf zu achten, wen Sie sich da ins Gewürzregal holen: Zimt von hoher Qualität stammt aus Sri Lanka und wird als Ceylon-Zimt (Cinnamomum verum) vertrieben. Sein Cumaringehalt ist relativ gering im Vergleich zum Cassia-Zimt (Cinnamomum cassia) aus China. In Stangenform sind die beiden Zimtarten Achtungleicht zu unterscheiden: Ceylon-Zimt besteht wie eine Zigarre aus mehreren hauchdünnen Schichten, Cassia-Zimt ähnelt eher einem dickeren, einlagigen Stück Borke. In „zimtigen“ Nahrungsergänzungspräparaten zur Blutzuckerregulierung aus der Apotheke liegt das Augenmerk selbstverständlich streng auf einem verträglichen Cumaringehalt.

Schwangere lassen jedoch in jedem Fall die Finger von zu viel Zimt! Er kann Wehen auslösen und wird von manchen Hebammen bei „Überfälligkeit“ traditionell zur Geburtseinleitung eingesetzt.