Teebaum(öl): die kleinste Hausapotheke der Welt

Foto: Von Tangopaso - Eigenes Werk, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=19397383

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Unsere Überschrift dürfen Sie diesmal ruhig wörtlich nehmen. Denn ätherisches Teebaumöl, gewonnen aus den ledrigen hellgrünen Blättern sowie den Zweigspitzen des australischen Teebaums, birgt in jedem Tropfen beinahe unglaubliche Kräfte. So kann es mit Fug und Recht als Miniatur-Hausapotheke bezeichnet werden. Zücken Sie das Grüne Kapsel mit BlattFläschchen bei Hautentzündungen, Atemwegsinfekten, Akne, Lippenherpes, Warzen und Hühneraugen, Kopfschuppen, Zahnfleisch- oder Mundschleimhautentzündung, Verbrennungen und Fußpilz, desinfizieren Sie Ihre Wäsche damit und halten Sie Kopfläuse fern … überall wird sich Teebaumöl als zwar aufdringlich riechender, jedoch zuverlässiger Helfer erweisen.

Das wussten schon die Ureinwohner des australischen Kontinents. Zwar fehlte ihnen das Know-how zur schonenden Wasserdampfdestillation des ätherischen Öls – nichtsdestotrotz rückten sie mit Blätterbrei, Tinkturen oder Teebaum-Räucherwerk höchst erfolgreich Hautkrankheiten, Infekten und Parasiten zu Leibe. (Auf diese Idee waren sie, wie so oft, wohl eher zufällig gekommen. Aus einem See, in dem sich viele Menschen wuschen, stiegen angeblich erstaunlich viele Kranke quasi gesund wieder heraus. Und obwohl Aborigines traditionell der Zauberei durchaus zugeneigt waren, fanden sie die Erklärung dann doch in den umliegenden Bäumen. Deren Blätter fielen nämlich ganzjährig in den See, „aromatisierten“ ihn quasi und gaben ihre Heilkraft an das Wasser ab.) Dieses Treiben beobachtete im Jahr 1770 der englische Seefahrer James Cook, als er in Begleitung des Naturforschers und Botanikers Sir Joseph Banks an der australischen Nordküste landete. Obendrein angetan von dem würzigen Duft der wusstensieBlätter, taten die beiden Herren, was Briten nun mal am liebsten tun: Sie kochten daraus Tee. So kam der Teebaum nicht nur zu seinem „zivilisierten“ Namen, sondern auch zu sofortiger Anwendung an der gesamten Schiffsbesatzung. Die hatte sich nämlich während der langen Überfahrt alle nur erdenklichen Zipperlein von Krätze bis Läusen zugezogen und bot sich als Testpatienten geradezu an. Begeistert über die guten Heilerfolge, packte der Botaniker zahlreiche Teebaum-Teile ein und überließ sie, zurück in England, der Wissenschaft zur Untersuchung.

Bis der australische Chemiker Dr. R.A. Penefold die antiseptische Wirkung des destillierten Öls klinisch nachweisen konnte, vergingen zwar noch einmal 150 Jahre, doch da hatte es neben der Chemikalie Phenol bereits einigen Ruhm in der fortschreitenden Welt der Antisepsis erlangt. Bevor Alexander Fleming 1928 das Penicillin entdeckte, desinfizierte man Operationsbereiche vielerorts mit Teebaumöl-Zubereitungen, um die gewebeschädigenden Nebenwirkungen des althergebrachten Phenols zu vermeiden. Australische Truppen trugen im Zweiten Weltkrieg grundsätzlich ein Fläschchen Teebaumöl in der Erste-Hilfe-Ausrüstung mit sich. Leider verbannte der Beginn der Antibiotika-Euphorie dieses wertvolle Wissen für einige Jahrzehnte auf die hinteren Ränge. Naturheilkundlich aufgeschlossenen Ärzten und Heilpraktikern der neuesten Zeit ist es zu verdanken, dass wir von der mannigfaltigen Heilwirkung des Teebaumöls endlich wieder voll profitieren.

Wir wissen heute, dass Teebaumöl verblüffende antibakterielle,  antimykotische und sogar antivirale Eigenschaften hat. Worauf ist aber besonders zu achten?
Zunächst: Auf die Qualität kommt es an. Greifen Sie ausschließlich zu ätherischem Teebaumöl, das mit der Herkunftsbezeichung „Australien“ gekennzeichnet ist und aus 100 % Melaleuca alternifolia* gewonnen wurde. Der Gehalt an dem Hauptwirkstoff Terpinen-4-ol sollte mindestens 40 % betragen, der Gehalt am hautreizenden 1,8-Cineol sollte unter 4 % liegen. Sie können sich aber auch einfach merken, dass Ihnen nur Teebaumöle ins Haus kommen, die  dem „Internationalen Standard ISO 4730“ oder den „Australischen Standard 2782-1985“ entsprechen. ;-)

Der zweite wichtige Punkt ist die Dosierung bzw. Verdünnung. In Studien konnte nachgewiesen werden, dass Teebaumöl bereits bei relativ niedriger Konzentration höchst wirksam gegen die gefürchteten, teils multiresistenten Keime MRSA (Staphylococcus aureus), Escherichia coli sowie Streptococcus pyogenes wirkt!
Grüne Kapsel mit BlattTrotzdem kommt pures Teebaumöl im Heimgebrauch sicherheitshalber nur lokal begrenzt zum Einsatz – etwa bei Warzen, Lippenherpes, Furunkeln, Fuß- oder Nagelpilz sowie Pickeln. Bei allen anderen äußerlichen Anwendungen ist eine Konzentration von ca. 5% ebenso wirksam wie hautschonend. Gute Cremes, Tonics und Waschlotionen aus der Apotheke, etwa gegen unreine Haut, Schuppenflechte oder Hautpilzerkrankungen, erfüllen alle genannten Kriterien. In zahlreichen anderen Kosmetikprodukten, wie sie in Drogerien & Co. erhältlich sind, ist meist zu wenig Teebaumöl enthalten, um tatsächlich eine Wirkung zu erzielen.
Bitte beachten: Wie alle ätherischen Öle ist auch Teebaumöl nicht wasserlöslich und muss deshalb für Bäder, Spülungen etc. mit einem Emulgator wie Sahne oder Honig „gefügig“ gemacht werden. Anwendungshinweise hierzu gibt Ihnen gern Ihr Apotheker!

Unser besonderer Tipp: 20 Tropfen Teebaumöl, mit in die Waschmaschine gegeben, desinfizieren auch bei niedrigen Temperaturen hygienisch kritische Teile wie Strümpfe und Schlüpfer (Fuß- und Vaginalpilzprophylaxe!), Babywäsche oder verschwitzte Sportbekleidung.
In der Aromatherapie wird Teebaumöl zur Stimmungsaufhellung, gegen Antriebslosigkeit und Erschöpfungszustände sowie zur Desinfizierung der Raumluft bei Ansteckungsgefahr empfohlen. Geben Sie hierzu einfach 3 Tropfen ätherisches Teebmöl in die Duftlampe oder einen Vernebler.

AchtungACHTUNG: In der Nähe von Säuglingen, Asthmatikern und Katzen ist mit Teebaumöl unbedingt vorsichtig umzugehen. Katzen etwa fehlt ein Enzym, das Anteile von versehentlich verschlucktem Teebaumöl verstoffwechseln würde. Sie würden sich daran vergiften.

*Die etymologische Betrachtung des botanischen Namens fällt diesmal eher langweilig aus: Melaleuca ist schlicht eine Zusammensetzung der griechischen Worte mélas (=schwarz) und leukós (=weiß), was auf die unten schwarze, nach oben hin weiße papierartige Rinde einer bestimmten Teebaumart hinweist. Alternifolia wiederum stammt aus dem Lateinischen: alternus bedeutet „wechselnd“ und folium ist das Blatt; der Teebaum hat also wechselständige Blätter.