Ashwagandha: Die tropische „Schlafbeere“ mit den vielen Extras

Ashwagandha Withania somnifera

Lokal und saisonal zu kaufen, ist fast immer eine gute Idee – doch wenn es um Heilpflanzen geht, kann ein Blick über den heimischen Tellerrand ein Segen sein. So haben z.B. Produkte aus „Exoten“ wie Ingwer, Ginseng, Guarana oder Aloe Vera schon lange einen selbstverständlichen Platz in europäischen Apotheken- und Drogerieregalen … und das zu Recht.

Eine weitere Pflanze, der man als gesundheitsbewusster Mensch in der Berichterstattung immer häufiger begegnet, stammt ursprünglich aus Indien: Ashwagandha. Schon die alten Ägypter, Assyrer und frühe ayurvedische Ärzte vertrauten der „Schlafbeere“ und bauten sie gezielt an. Zwar war Ashwagandha auch in Europa seit dem 16. Jahrhundert bekannt, wurde importiert und taucht entsprechend in vielen frühen Kräuterbüchern auf – doch eine echte Renaissance erlebt sie bei uns erst seit einigen Jahren.

Botanisch gehört die dekorative, bis zu eineinhalb Meter hohe krautige Pflanze zu den Nachtschattengewächsen, genau wie Tomaten und Kartoffeln. Vor dem Genuss der Physalis-ähnlichen, in papierdünnen Lampions sitzenden scharlachroten Früchte hüte man sich jedoch – sie sind hochgiftig! Zwar machen die reichlich enthaltenen Saponine sie zu einem traditionellen Seifenersatz, aber dem menschlichen Organismus schmeckt der „Schaumschläger“ leider gar nicht. Die ebenfalls giftigen Samen nutzt man in Indien als Gerinnungsmittel für tierische und pflanzliche Milch; die Blätter sollen Insekten vertreiben. In Afrika halten Viehhirten mit Rauch aus den verbrannten Wurzeln angeblich sogar Löwen fern.

Medizinisch interessant ist heute fast nur noch die Ashwagandha-Wurzel. Diese wurde und wird auf der ganzen Welt auf vielfältigste Weise traditionell angewendet, z.B. verräuchert gegen Zahnschmerzen und Asthma, innerlich zur Beruhigung nervöser Kinder, Steigerung der Spermienqualität, Linderung von Wechseljahresbeschwerden und Arthritis oder äußerlich als Breiauflage bei infizierten Wunden.

Insgesamt überschneiden sich die Anwendungsgebiete von Ashwagandha auffallend mit denen von Ginseng. Beide werden in Ayurveda und TCM wegen ihrer verjüngenden, tonisierenden, mental stabilisierenden und beruhigenden Wirkung geschätzt. Als sogenannte Adaptogene helfen sie dem Organismus, negative Folgen von Stress abzupuffern, indem sie den Abbau des Stresshormons Cortisol fördern und gleichzeitig die Bildung des Anti-Stresshormons DHEA anregen.

Die beruhigenden Effekte der Ashwagandhawurzel sind übrigens hauptsächlich auf ihren Inhaltsstoff Somniferin zurückzuführen. Er hat sich sogar im botanischen Namen der Pflanze (Withania somnifera) niedergeschlagen und verrät gleichzeitig seine Hauptwirkung: somnus ist auf Latein der Schlaf, ferre heißt bringen. :-)

Daneben enthält Ashwagandhawurzel Phytosterine, Flavonoide, Gerbstoffe sowie verschiedene Withanolide aus der Gruppe der Steroidlactone, darunter Withaferin A. Vor allem Withaferin A wird seit einiger Zeit intensiv beforscht, da es zumindest im Labor- und Tierversuch ein gewisses Potenzial bei der Bekämpfung von Übergewicht sowie mancher Tumorerkrankungen zu haben scheint.

Weitere Forschung läuft auf dem Gebiet von Schilddrüsenerkrankungen. Hier zeichnet sich ab, dass Ashwagandha vermutlich bei Schilddrüsenunterfunktion ausgleichend wirkt.

(ACHTUNG: Wer bereits eine Schilddrüsenüberfunktion hat, sollte Ashwagandha-Präparate deshalb vorsichtshalber meiden!)

Obwohl Ashwagandha-Fertigpräparate hierzulande nur als Nahrungsergänzungsmittel deklariert werden dürfen, schwören viele Anwender*innen darauf, z.B. bei Schlafstörungen, stressbedingter Unruhe oder zur Unterstützung in emotional schwierigen Phasen (hier wäre eine Kombination mit Safran denkbar!).

Hervorzuheben ist dabei die sehr gute Verträglichkeit: Anders als etwa bei verschreibungspflichtigen und manchen frei verkäuflichen Schlafmitteln muss weder mit gefährlicher Tagesmüdigkeit noch mit anderen Nebenwirkungen gerechnet werden. Auch sind bisher keine Fälle von Abhängigkeit registriert.

VORSICHT, QUALITÄTSMÄNGEL! Durch die steigende Popularität von Ashwagandha sind zahllose minderwertige Produkte im Umlauf. Vor allem für Onlineshops gilt deshalb unbedingte Vorsicht – hier besteht die Gefahr, z.B. verunreinigte Ware oder viel zu niedrig dosierte Präparate zu erhalten. Vertrauen Sie besser auf Qualität aus Ihrer Apotheke, die streng geprüft und auf wirksame Withanolid-Gehalte standardisiert ist. Wir beraten Sie gern!