Melisse: zitrusduftend rundum gesund

Zitronenmelisse

Melisse – Melissa officinalis – Foto: Foto: Sidroga Gesellschaft für Gesundheitsprodukte mbH, Arzbacher Str. 78, 56130 Bad Ems

Die Melisse, vielen vor allem als leckere Deko auf dem Obstsalat oder Eisbecher bekannt, ist wohl eine der vielseitigsten Heilpflanzen*. Bereits im Altertum wurde die zitrusduftende Lippenblütlerin nicht nur von Bienen geliebt (griech. meli = Honig), sondern auch von angesehenen Ärzten gegen Herzbeschwerden, Grauen Star und Hysterie verschrieben. Den Bezug zum Herzen stellte man seinerzeit im Rahmen der Signaturenlehre her – die zarten, im Frühsommer erscheinenden Melissenblüten haben eine deutliche Herzform. Paracelsus (1493–1541 n. Chr.) ließ sich diesbezüglich gar zu einer richtiggehenden Liebeserklärung hinreißen: „Melisse ist von allen Dingen, welche die Erde hervorbringt, das beste Kräutlein für das Herz.“ Ähnlich überzeugt war vor ihm schon Karl der Große (748–814 n. Chr.), der in seiner Landgüterverordnung „Capitulare de villis“ befahl, dass kein Klostergarten ohne Melisse bleiben dürfe, weil sie gar so unentbehrlich für die Volksgesundheit sei. Dafür war ihm Hildegard von Bingen (1098–1179 n. Chr.) bestimmt sehr dankbar! Sie verordnete Melisse zur „Stärkung und Erfreuung des Herzens“ sowie zur Förderung eines tiefen Schlafs. Zu endgültiger Berühmtheit gelangte das Kraut dann im 17. Jahrhundert, als Angehörige des Karmeliterordens ätherische Öle der Melisse sowie weiterer Heilkräuter mit Alkohol ansetzten. In der Rezeptur der Nonne Maria Clementine aus dem Jahr 1775 ist >Klosterfrau Melissengeist noch heute im Handel.

Grüne Kapsel mit BlattAn den oben genannten Anwendungsgebieten der Melisse hat sich bis heute nicht viel geändert; nur gegen Grauen Star haben wir heute weitaus zuverlässigere Methoden. Es sind jedoch seitdem viele weitere Indikationen dazugekommen, bei denen naturheilkundlich orientierte Ärzte oder Apotheker zu Melisse raten! Hier eine Zusammenfassung der wichtigsten:

In der inneren Anwendung – zumeist als >Tee, aber auch als >Öl, Badezusatz und in mancherlei Dragees oder Kapseln – ist das zitronige Heilkraut angesagt bei allen Beschwerden, in denen das Nervensystem involviert ist. Dazu zählen jede Art von Unruhe, Reizbarkeit und Schlafstörungen, aber auch Regel- und Kopfschmerzen sowie nervöse Magenbeschwerden mit Krämpfen und Blähungen, Aufstoßen und Sodbrennen. Bei Erkältung kann Melissentee das Atmen erleichtern und hilft, besser durch die fiebrigen Zeiten zu kommen.
Ein interessanter Gegensatz ist, dass Melissentee, speziell wenn er als gut gekühlter Eistee genossen wird, die Sinne schärft und herrlich erfrischt (ganz abgesehen vom köstlich-zitronigen Geschmack, der auch weniger leckere Teemischungen aufwertet).
Während der Wechseljahre ist Melisse dann in jeglicher Zubereitung eine gute Verbündete im Kampf gegen zahlreiche typische Beschwerden: Hitzewallungen (am besten zusammen mit Salbei), Schlafstörungen und Stimmungsschwankungen können bei regelmäßiger Anwendung nachlassen.
AchtungBesondere Beachtung verdient jedoch nach wie vor die Wirksamkeit von standardisierten Melissenpräparaten gegen nervöse Herzbeschwerden (hier muss natürlich vor einer Selbstmedikation der Arzt befragt werden. Schilddrüsenpatienten mögen dies bitte in jedem Fall tun, da manche Inhaltsstoffe aus der Melisse die Schilddrüsentätigkeit dämpfen könnten! )

Unter den äußeren Anwendungen muss unbedingt diejenige gegen Lippenherpes erwähnt werden. Eine >Salbe mit ätherischem Melissenöl hat in einer preisgekrönten Studie aus dem Jahr 2008 eindeutig antivirale Fähigkeiten bewiesen: Herpes-simplex-Viren wurden unter „Beschuss“ mit Melissenöl um 97% reduziert – das ist nicht weniger als ein sensationelles Ergebnis und schlägt sogar synthetische Anti-Herpes-Wirkstoffe.
Mit Auflagen mit starkem Melissen-Tee oder Melissengeist behandelt man in der Volksheilkunde außerdem Blutergüsse, Prellungen, Rheumaschmerzen, Nervenentzündungen, Geschwüre und Milchstau (bei stillenden Müttern).

Aus all diesen und natürlich zahlreichen kulinarischen Gründen möchten wir Ihnen dringend ans Herz legen, im Garten, auf dem Balkon oder auf der Fensterbank einen Platz zu schaffen, an dem die Zitronenmelisse sich in Ihr Leben wuchern darf – Sie werden es nicht bereuen. :-)

ACHTUNG: Bei der Anwendung extrem hoher Dosen Melisse könnte es zur Beeinträchtigung des Reaktionsvermögens kommen. In diesem Fall dürfen weder Fahrzeuge noch Maschinen bedient werden! Wer auf Lippenblütler allergisch reagiert, muss natürlich von Haus aus auf Melissenprodukte verzichten.

* … und eine der Heilpflanzen mit den meisten „Künstlernamen“! Bienenfang, Bienenkraut, Bienensaug, Citronella, Darmgichtkraut, Englische Brennessel, Gartenmelisse, Hasenohr, Herzbrot, Herzkraut, Herztrost, Honigblum, Immenchrut, Ivenblatt, Limonikraut, Mutterkraut, Mutterwurz, Nervenkräutel, Pfaffenkraut, Riechnessel, Salatkräutle, Spanischer Salbei, Wanzenkraut, Zahnweh- und Zitronenkraut lauten nur einige der Synonyme für Melisse.

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