Zistrose (Cistus): Der olympische Virenkiller mit dem Knitter-Look

Zistrose (Vcistus) Cistus incanus

Erkundet man an einem heißen Tag die immergrünen Gebüschlandschaften der mediterranen Macchia – etwa auf der griechischen Halbinsel Chalkidike oder auf Korsika –, nimmt man sofort den aromatisch-harzigen Duft wahr, der für diese Gebiete so typisch ist. Der Duft stammt von einem bis maximal eineinhalb Meter hohen, von April bis Juni verschwenderisch rosa blühenden Strauch: der graublättrigen Zistrose. Verblüffend in ihrer Anpassungsfähigkeit, klappt die Wunderblume bei allzu großer Trockenheit einfach ihre Blätter ein und wartet geduldig auf den nächsten Regen. Tatsächlich beherrscht sie alle als Macchia bekannten Terrains so sehr, dass man sie kurzerhand nach ihr benannt hat: Die Zistrose heißt auf Korsisch mucchiu. Vom italienischen Begriff macchia für „Makel/Schandfleck“ wird der Name jedenfalls kaum kommen … außer eine überperfekte italienische Hausfrau empfand die hauchdünnen, entzückend zerknautscht aussehenden Blütenblätter als schändlich, und das können wir uns beim besten Willen nicht vorstellen!

Und warum nun „olympisch“? Das hat seinen Ursprung in der griechischen Göttersage. Denn einst saßen die Götter auf dem Olymp zusammen und beratschlagten, welcher Pflanze man denn nun welche Heilwirkung zuschustern solle. Bei der Zistrose schieden sich die Göttergeister: Die Herren – kriegerisch wie eh und je – wollten ihr partout die Aufgabe übertragen, Kampfeswunden zu heilen. Die Göttinnen jedoch sahen die Zartheit der Blüte und waren sicher, dass nur Schönheitspflege deren Fachgebiet sein könne. Man einigte sich auf einen Kompromiss … und seither darf die Zistrose beides: heilen und der Schönheit dienen. Ob diese göttliche Erlaubnis auch daran beteiligt war, dass die Pflanze Eingang in religiöse Rituale fand? Wir wissen es nicht. Klar ist nur, dass man Zistrosenpollen sogar am Turiner Grabtuch nachwies.

Womit wir schon bei den Einsatzgebieten unserer knittrigen Heldin wären, deren Heilkräfte allerdings ausnahmsweise nicht in den Blüten, sondern in den behaarten Bättern stecken. Aus zahllosen Drüsen sondern diese ein aromatisches Harz ab, dessen Gehalt an keimtötenden, antioxidativen Polyphenolen seinesgleichen sucht.

Grüne Kapsel mit BlattZur Gewinnung des wertvollen Stoffes trieb man früher kurzerhand Ziegen durchs klebrige Zistrosengebüsch, schor die Tiere danach und kochte das als Labdanum bekannte Harz aus der Wolle aus. Sollte das Fell nicht geschnitten werden, musste es ausgekämmt werden. Mit dem Harz räucherte man und stellte daraus Elixiere gegen mannigfaltigste Gesundheitsbeschwerden her, während griechische Hebammen mit dem antibakteriellen Blättersud frisch entbundene Frauen nach der Geburt wuschen. Nach heutigem Wissensstand eine höchst vernünftige Maßnahme!

Heute werden die Blätter vorrangig zu flavonoidreichem Cystus 052® -Extrakt verarbeitet, der am sinnvollsten in Form von Lutschtabletten konsumiert wird. Durch die „gerbende“ Wirkung, die man auch schmeckt, verringert sich nämlich die Angriffsfläche für Viren und Bakterien an den Schleimhäuten. Die enthaltenen Polyphenole wiederum inaktivieren gezielt Proteine, mit denen sich Erreger an menschliche Zellen anheften und in sie eindringen. Der Effekt: Sogar gefährliche Influenza-Viren können so nicht optimal „andocken“, sondern werden von Speichel und Schleim einfach weggewaschen, was die Ansteckungsgefahr in Grippezeiten ganz erheblich verringert!

Die gute Nachricht: Eine Resistenzbildung der Viren wurde bis heute nicht beobachtet und ist auch nicht zu erwarten, da der Wirkungsmechanismus ein fast rein biophysikalischer ist. Das macht die Zistrose in dieser Hinsicht den pharmakologischen Grippemitteln sowie Antibiotika überlegen.

Hat es Sie dann doch erwischt, sollte zusätzlich Cistus-Tee getrunken werden, und zwar bis zu einem Liter täglich. Sein Geschmack liegt irgendwo zwischen blumig und aromatisch, gar nicht unangenehm. Bei Halsentzündung ist die Zugabe von Salbei sinnvoll; hier gibt es auch einen sehr guten fertig gemischten Cistus-Salbei-Tee im Filterbeutel. Er eignet sich auch wunderbar zum Gurgeln, zum Spülen bei Zahnfleischentzündung, Mandelentzündung, Aphten oder Prothesendruckstellen. (Tipp: Ist der Infekt von Fieber begleitet, mischen Sie Ihrem Tee noch etwas Lindenblüten bei, bei festsitzendem Husten Anis oder Königskerze, bei Krampfhusten Thymian.)

Doch damit ist das Potenzial der Zistrose noch längst nicht erschöpft. An der Hautoberfläche wirken Umschläge, Bäder oder schlichtes Betupfen mit dem Tee juckreizlindernd, antientzündlich, klärend und heilend, ähnlich wie bei Hamamelis – ein wahrer Segen bei Neurodermitis, Ekzemen, Sonnenbrand und sogar Akne!

Aufgrund der entkrampfenden Wirkung und des hohen Gerbstoffgehalts wirkt Zistrosen-Tee weiterhin ausgezeichnet gegen Durchfall, Magenschleimhautentzündung und Darmkrämpfe.

Ebenfalls über den Darm macht sich die Naturmedizin die Fähigkeit der Pflanze zunutze, Schwermetalle zu binden, damit sie besser ausgeschieden werden können. Sie ist also eine gute Partnerin bei der Schwermetallausleitung. Dass dabei gleichzeitig schädlichen Darmpilzen (z.B. Candida) der Nährboden entzogen wird, nimmt man als „Nebenwirkung“ doch gern in Kauf. Bei Scheidenpilzbefall können dazu noch Sitzbäder und Spülungen mit dem Sud gemacht werden – hier lindert er den nervtötenden Juckreiz im Intimbereich.

Und last but not least weisen Forschungen darauf hin, dass Zistrosenextrakt, ähnlich wie gängige Alzheimer-Medikamente, zwei fatale enzymatische Abbauprozesse im Gehirn zu hemmen vermag. Wenn sich diese vielversprechenden Ergebnisse weiter bestätigen, könnten Zistrosenprodukte künftig sogar in der Demenz-Therapie eingesetzt werden!