Kamille – die sanfte Blonde

Kamillenblüten

Kamille – Chamomilla matricaria
Foto: Bionorica

Kamille ist einer dieser Düfte, bei denen sich wohl jeder von uns schlagartig in seine Kindheit zurückversetzt fühlt. Egal ob bei Bauchweh, Schlaflosigkeit, Augenentzündung oder dem großen Weltschmerz: Stets kamen Oma oder Mama –und vor ihnen schon die alten Ägypter – mit dem Allheilmittel Kamillentee um die Ecke. Und das nicht ohne Grund! Vermutlich wäre man tatsächlich schneller fertig, würde man aufzählen, gegen welche Wehwehchen die Kamille nicht hilft.

Und so kann man die anspruchslose Chamomilla matricaria oder Echte Kamille ohne Weiteres als die Mutter aller Heilkräuter bezeichnen – worauf schon ihr zweiter Namensbestandteil (mater = lateinisch „Mutter“) hinweist. Der erste Teil stammt vom griechischen khamaimelon … doch wer hier, was durchaus auch passen würde!, einen Zusammenhang mit dem farbverändernden Reptil vermutet, liegt falsch: Das Wort heißt „Apfel auf der Erde“ und bezieht sich vermutlich auf den apfelartigen Geruch, den die grünen Blätter der Kamille beim Zerreiben verströmen.

Grüne Kapsel mit BlattDie Eigenschaften der sanften Wohltäterin reichen also von entzündungshemmend über immunstimulierend, pilztötend, krampfstillend bis hin zu angstlösend und beruhigend.
Meist trinkt man die Kamillenblüten, vor allem bei Magenbeschwerden und zur Beruhigung, als Tee, welchen man bei Husten und Schnupfen auch inhalieren kann.
Für Umschläge auf der Haut und Spülungen bei Zahnfleischentzündung & Co. hält Ihre Apotheke konzentrierte Tinkturen bereit. Natürlich ist Kamille Bestandteil unzähliger Salben und Badezusätze. Und als Haarspülung hellt der Sud naturblondes Haar schrittweise auf, während er nebenbei die Kopfhaut pflegt.

Überhaupt ist Kamille durch ihren hohen Gehalt an natürlichem Allantoin, Alpha-Bisabolol sowie Azulen ein formidables Hautpflegemittel bei allen Arten von Reizung, Entzündung und Ekzem. Ein Flavonoid namens Apigenin dürfte hingegen für die entspannende Wirkung auf Nerven und Magen-Darm-Trakt verantwortlich sein. Berühmt ist die so genannte „Rollkur“ bei Magenschleimhautentzündung und Magengeschwür-Beschwerden: Zweimal täglich im Liegen eine Tasse starken Kamillentees mit einigen Tropfen Kamillentinktur trinken, dann je 5 Minuten still auf der linken Seite, dem Rücken und der rechten Seite liegen, damit der Tee die gesamte Magenschleimhaut benetzen kann. Bei chronischer oder akuter Gastritis kann man die Kamillen-Tinktur auch in Leinsamenschleim geben, das verstärkt die magenschützende Wirkung.

Achtung Nur wer gegen Korbblütler allergisch ist, sollte Kamillenextrakte vermeiden. Auch wird das alte Hausmittel, bei Bindehautentzündung mit Kamillentee zu spülen, nach neuesten Erkenntnissen nicht mehr empfohlen: Zu groß ist die Allergisierungsgefahr über die extrem empfindsame Augenschleimhaut, zu sensibel das weiche Gewebe gegen Schwebeteilchen im Sud. Greifen Sie hier lieber zu Kochsalzlösung aus der Apotheke oder starkem, abgekühltem und gefiltertem Schwarzee (nicht aromatisiert), der durch seinen Gerbstoffgehalt ähnlich gut wirkt.