Hauhechel: Die Nierenspüler-Wurzel

Hauhechel

Ononis spinosa – Hauhechel

Leuchtet Ihnen im Sommer an trockenen Hängen, Bahndämmen, Landstraßen- oder Ackerrändern in Kniehöhe ein Meer von rosa Blüten entgegen, kann es sich z.B. um Dornige Hauhechel handeln. Hübsch sieht das nur 20 bis 70 Zentimeter hohe Pflänzchen mit seinen flaumig behaarten Blättchen und den rosa Schmetterlingsblüten aus! Würden Sie jedoch versuchen, es auszurupfen, würden Sie sich dabei nicht nur mächtig in die Finger pieken, sondern vermutlich auch scheitern. Denn so zart die Dornige Hauhechel auch anzusehen ist, so spitz sind ihre vielen Stacheln und so sehr hält sie sich mit ihrer bis zu einen Meter langen, vielfach verzweigten Pfahlwurzel im Boden fest.

Der Name Hauhechel stammt vermutlich daher, weil das kaum ausrottbare Kraut früher von Landwirten mühsam aus dem Boden gehauen werden musste, damit es Korn, Kartoffeln & Co nicht deren Platz auf dem Feld streitig machte. Im Volksmund ist die Dornige Hauhechel auch als „Weiberkrieg“ oder „Weiberzorn“ bekannt, weil sich die langen Röcke der Frauen in den Dornen verfingen und nur mit Mühe wieder herausgelöst werden konnten. Und betrachtet man den botanischen Namen Ononis spinosa, steckt darin die Erklärung für den unangenehmen Geruch der Blätter (griech. onos = Esel) sowie ein Hinweis auf die Dornen (lat. spinosa = dornig).

Grüne Kapsel mit BlattMedizinisch wurde und wird die wehrhafte Pflanze im Bereich von Nieren und Blase eingesetzt. Schon die antiken Gesundheitsgelehrten Plinius, Galenus und Dioskurides verordneten Teeaufgüsse aus Hauhechelwurzel gegen Nierensteinerkrankungen: „Nimm die Wurzelrinde in Wein abgekocht, das bricht den Stein mit Gewalt!“ Ab dem 16. Jahrhundert tauchte die Pflanze in fast allen Kräuterbüchern auf, so etwa im „Neuw Kreutterbuch“ des Arztes und Botanikers Hiernomus Bock.

Heute wissen wir, dass die tatsächlich starke harntreibende und antientzündliche Wirkung der Hauhechelwurzel einem starken Mix aus Saponinen, ätherischen Ölen, Isoflavonoiden und Triterpenen zu verdanken ist. Die Wurzel ist folgerichtig in vielen modernen Blasen- und Nierentees enthalten, wobei es unbedingt zu empfehlen ist, sie getrennt von Bärentraubenblättern, Birke, Goldrute & Co. zuzubereiten. Denn wie alle Wurzeldrogen setzt man auch Hauhechelwurzel über Nacht kalt an (ca. 1 EL pro Tasse) und erwärmt den abgeseihten Sud am Morgen nur noch auf Trinktemperatur. So bleiben die antiseptischen und harntreibenden Eigenschaften v.a. der Saponine am besten enthalten.

Vorsicht: 

Bei Ödemen infolge eingeschränkter Nieren- oder Herztätigkeit kann die eigenmächtige Anwendung harntreibender Mittel gefährlich sein! Ziehen Sie in diesen Fällen unbedingt einen Arzt hinzu und fragen Sie, ob die Hauhechel und ihre Pflanzenfreunde für Sie infrage kommen.

  1. Extratipp:
    Die Hauhechel ist dabei, ihren Garten zu übernehmen? Dann packen Sie das „Unkraut-Übel“ doch gleich dreifach beim Schopf, wenn Sie die Wurzeln in
    1. fitnessfördernder Handarbeit
    2. tief aus dem Boden hacken,
    3. gut gesäubert trocknen und in den Teevorrat aufnehmen

Außerdem tröstet ja vielleicht das Wissen, dass ein zauberhafter kleiner Schmetterling die Pflanze zur Aufzucht seiner Raupen nutzt: der Hauhechel-Bläuling.