Katzenminze: Speed für Stubentiger, Seelentröster für Menschen

Katzenminze – Nepetaria cataria

Wenn sich eine Katze wie berauscht im Blumenbeet suhlt, wächst dort ziemlich sicher eine 40 bis 100 cm große Pflanze mit kleinen, melissenähnlich gezähnten Blättern,  zarten violetten Lippenblüten und herbem Minz-Zitronenduft: die Echte Katzenminze, auch Catnip genannt. Im Gegensatz zum Baldrian, der unseren Samtpfoten ebenfalls die Sinne vernebelt, stecken bei Katzenminze die unwiderstehlichen Geruchsstoffe nicht in der Wurzel, sondern in den oberirdischen Teilen: Etwa 70 Prozent der erwachsenen Katzen fühlen sich wie magnetisch von dem Monoterpen Nepetalacton angezogen, das in den Blättern reichlich vorhanden ist. Sogar Löwen, Leoparden und Jaguare sind Nepetaria cataria mit Haut und Haar verfallen und tragen deren Samen nach jeder Wälz-Orgie im Fell kilometerweit – eine überaus kluge botanische Verbreitungsstrategie! Warum ausgerechnet Tiger und junge Hauskatzen dem Kraut die kalte Schulter zeigen, ist allerdings noch nicht geklärt. Sie verpassen damit nicht nur einen legalen Rausch, sondern vor allem die Chance, sich durch die „Parfümierung“ vor Parasiten wie Flöhen, Läusen oder Mücken zu schützen. Einzig die Florfliege, eine fleißige Blattlausvertilgerin, ist von Katzenminze-Duft besessen. Naturbewusste Gartenbesitzer*innen können sich dieses geballte Schädlingsbekämpfungs-Talent also durch gezielte Pflanzung gleich doppelt zunutze machen.

Medizinisch wird die aus Südeuropa, Asien und Afrika eingewanderte Katzenminze schon mindestens seit dem 9. Jahrhundert genutzt. Die erste Erwähnung findet sich in Wahlafrid Strabos Lehrgedicht „Liber de cultura hortorum“ aus dem Jahr 827; danach wird sie immer wieder als Heilmittel gegen Magenverstimmung, Erkältung, Fieber, Zahnschmerzen, Reizhusten und schlecht heilende Wunden sowie als Fleischgewürz genannt.

Moderne Forschung hat in den Blättern und Blüten einen ganzen Cocktail an bakterien-, viren- und pilzhemmenden Inhaltsstoffen gefunden. Neben ätherischen Ölen sind das vor allem Flavonoide, Gerbstoffe sowie verschiedene Terpene. Als Gesamtpaket sind sie eine gutes Team gegen Verdauungsbeschwerden, Völlegefühl, Leberträgheit und Appetitlosigkeit.

Seit den 1970-er Jahren ist auch die beruhigende und stimmungsaufhellende Wirkung von Katzenminze belegt. Sie beruht auf dem leicht psychoaktiven Alkaloid Actinidin, mit dem sich auf sanfte Art Reizbarkeit, Nervosität, Schlaflosigkeit und Alpdrücken positiv beeinflussen lassen.

Wichtig ist in jedem Fall, das blühende Kraut spätestens Anfang September schonend zu trocknen und ebenso schonend als Tee aufzugießen: Das Wasser soll heiß sein, darf aber keinesfalls kochen und die Tasse muss während der zehnminütigen Ziehzeit fest abgedeckt sein – sonst verflüchtigen sich die wertvollen ätherischen Öle.

Zusatz-Beauty-Tipp:
Katzenminze-Sud ist eine tolle Spülung für goldenen Glanz in blondem Haar! Dazu übergießt man 1 EL getrocknetes Katzenminze-Kraut mit 0,5 Litern nicht mehr kochendem Wasser und lässt den Sud abgedeckt mindestens 2 Stunden, noch besser über Nacht ziehen. Dazu gibt man 1 EL Zitronensaft oder Apfelessig und gießt diese „saure Rinse“ nach der normalen Shampoo-Wäsche über die Haare. Nicht ausspülen und am besten an der Luft trocknen lassen!

Achtung:

Echte Katzenminze ist eine hübsche, robuste mehrjährige Zierpflanze mit medizinisch interessantem Zusatznutzen, die sich nährstoffreichen, möglichst trocken-sandigen Boden wünscht. Wer ihr im Garten einen Platz einräumen möchte, sollte sich jedoch darüber im Klaren darüber sein, dass sie gegebenenfalls auch fremde Freigängerkatzen anlocken wird! Und: Beherztes Zurückschneiden nach der Hauptblüte beschert meist eine prächtige zweite Blütezeit im Spätsommer.