
Walnuss, Juglans regia,
Foto: Bionorica
Walnussbäume sind typische Einzelgänger. Sie bevorzugen Standorte, an denen sie ungestört ihre mächtige, bis zu 25 Meter hohe Krone ausbreiten und jeden Sonnenstrahl gierig aufnehmen können. Den dafür notwendigen Platz verschaffen sie sich durch Juglon – einen Inhaltsstoff in den Blättern und grünen Schalen, der beim Laubfall im Herbst in die Erde gelangt und das Aufkeimen anderer Pflanzen verhindert.
Vor Mücken und Fliegen wird man unter einem Walnussbaum ebenfalls weitgehend Ruhe haben: Sie hassen den Geruch der Blätter! Wer eine Distille besitzt, kann den Walnussblättern ihren mückenfeindlichen Duftstoff entziehen. Das herb riechende Hydrolat sprüht man dann auf freiliegende Hautstellen, Kleidung und Haare. (Wer möchte, gibt noch wenige Tropfen ätherisches Citronella- und Eukalyptusöl dazu, um die Wirkung zu verstärken.)
Erst im September sind die Walnüsse dann reif genug, um uns wie ein kulinarisches Geschenk vor die Füße zu purzeln und aus der grünen „Umverpackung“ zu platzen. Ohne sie wären die Engadiner Nusstorte, das Nikolaussäckchen und der weihnachtliche Naschteller undenkbar. Mit ihrem intensiv nussigen, leicht bitteren Geschmack verfeinern sie roh oder geröstet auch Pesto, Eiscreme und Salate. Das fette Walnussöl ist eine delikate Abwechslung in der kalten Küche. Und bei all dieser Köstlichkeit sind Walnüsse und ihr Öl auch noch überaus gesund! Denn in den leckeren Kernen stecken wertvolle Omega-3-Fettsäuren, Serotonin, viele Vitamine, Kalium, Zink, Magnesium und Eisen – ein Cocktail, der Cholesterinspiegel und Denkleistung günstig beeinflusst, die Gefäße kräftigt und somit Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorbeugt. Unsere Vorfahren schlossen das im Sinne der Signaturenlehre aus der gehirnartigen Form des Walnusskerns.
Die unreifen Früchte setzte man schon in der Antike gegen vielerlei Beschwerden von Mensch und Tier ein. Noch heute stellt man daraus mit wenig Aufwand einen hervorragenden verdauungsfördernden Magenlikör her. Dazu werden spätestens Anfang Juli ca. 10-15 grüne Walnüsse ungeschält geviertelt (dabei unbedingt Haushaltshandschuhe tragen; der Saft färbt Haut und Fingernägel dauerhaft braun!) und mit 0,5 l gutem Korn übergossen. Dazu kommen 20 Klümpchen brauner Kandis, eine Kaffeebohne, 2 Nelken, eine Zimtstange und ein kleines Stück Orangenschale. Täglich schütteln und nach 6 Wochen abseihen. Tipp: Der Likör wird durch längeres Lagern noch viel, viel besser! Setzen Sie also ruhig gleich mehrere Flaschen an, dann haben Sie immer einen Vorrat zur Hand.
Auch Walnussblätter sind im medizinischen Gebrauch. Sie enthalten einen hohen Anteil Gerbstoffe, ätherische Öle, Bitterstoffe und Flavonoide. Maria Treben und andere Heilkundige aus allen möglichen Jahrhunderten behandelten mit dem Sud aus frischen oder getrockneten Blättern Darmparasiten, chronische Magen- und Darmkatarrhe, Gicht, Augenentzündungen und Geschwüre. Heute wird Walnussblätter-Tee nur noch zur „Blutreinigung“ bei Hautkrankheiten sowie gegen akuten Durchfall getrunken. Äußerlich nutzt man den Sud für Waschungen, Umschläge oder Teilbäder bei Ekzemen, Hautausschlägen, Akne und Schweißfüßen. Bewährt ist er außerdem zum Gurgeln gegen Hals- und Zahnfleischentzündungen, eventuell ergänzt durch einige Tropfen Blutwurz-Tinktur. Dunkle Haare erhalten durch eine Spülung mit Walnussblättertee einen schönen Glanz.
In der Bachblütentherapie schreibt man der Essenz „Walnut“ die Fähigkeit zu, selbstständige Entscheidungen zu unterstützen und unbeeinflusst von anderen seinen eigenen Weg zu finden. Und in der Gemmotherapie kommt das Mazerat aus Walnussknospen als Mundspray begleitend (!) überall dort zum Einsatz, wo im nahen oder weiteren Sinne Abgrenzungsprobleme bestehen: bei Darm- oder Vaginalpilzerkrankungen, Ekzemen, Neurodermitis, Proriasis, Nahrungsmittelunverträglichkeiten und Autoimmunerkrankungen.