Mäusedorn: Der stachelige „Venen-Klempner“

Mäusedorn

Der Mäusedorn ist eine dieser Pflanzen, die fast jeder schon einmal gesehen hat, ohne ihren Namen zu kennen. Hierzulande begegnet man ihm am ehesten in Weihnachtsgestecken oder als Grabbepflanzung. Kein Wunder – mit seinen dunklen tropfenförmigen Blättern und charakteristischen feuerroten Beeren ist er wirklich sehr dekorativ!

Ursprünglich stammt der Mäusedorn aus dem Mittelmeerraum, wo er noch heute an warmen Hängen vielfach zu finden ist. Auch in Südeuropa, Teilen Asiens und Afrikas sowie an der französischen und englischen Atlantikküste ist er mittlerweile verbreitet. Der maximal hüfthohe Halbstrauch mag neben Trockenheit und Wärme vor allem die Gesellschaft von Eichen- und Buchenwäldern, wo er mit seinen stechenden festen Blättern (botanisch gesehen eigentlich umgebildete Kurztriebe, sogenannte Phyllokadien) ein wehrhaftes Unterholz bildet. Diese Pieksigkeit machte man sich früher zunutze, um Ratten und Mäuse von Lebensmitteln in der Speisekammer fernzuhalten – daher der Name. Einer der Volksnamen des Mäusedorns im englischsprachigen Raum lautet außerdem butcher’s broom, also „Besen des Metzgers“. In ihm spiegelt sich die traditionelle Nutzung der Zweige zum Besenbinden wider.

Butcher’s Broom

Dass die stachelige Pflanze zur Familie der Spargelgewächse gehört, erklärt ihre frühe Erwähnung in der „Naturalis historia“ von Plinius dem Älteren (1. Jh. n.Chr.). Er führt den Mäusedorn allerdings nicht als Heilmittel, sondern tatsächlich als Spargelersatz (ähnlich wie Hopfensprossen) – eine Speise, die man auch im Tessin kannte.

Grüne Kapsel mit BlattAber wussten Sie, dass Mäusedorn auch eine ganz famose Heilpflanze ist? Das wussten bereits Plinius‘ heilkundige Kolleginnen und Kollegen. Sie setzten Zubereitungen aus Mäusedorn gegen Nierensteine und Bauchschmerzen sowie als allgemein schweiß- und harntreibendes Mittel ein.

Die meisten dieser Indikationen (bis auf die harntreibende Wirkung) sind heute nicht mehr haltbar. Stattdessen hat man die Beobachtung, dass sich unter Behandlung mit Mäusedorn venöse Beschwerden aller Art besserten, zum Anlass für weitere Forschung genommen.

Mittlerweile wissen wir, welche Mechanismen hinter diesen positiven Effekten stecken und welche Pflanzen-Inhaltsstoffe dafür verantwortlich sind: Ein Cocktail verschiedener Steroidsaponine dichten die Kapillarwände regelrecht ab, so dass weniger Flüssigkeit aus den Venen ins umliegende Gewebe sickern kann. Zu verdanken ist dies dem Ruscin, das die Konzentration gefäßschädigender Enzyme im Blut senkt. Gleichzeitig werden die Muskelzellen in den Venenwänden gestärkt und die Gefäßspannung erhöht sich. So gelangt mehr sauerstoffreiches Blut unverdünnt und ungehindert zum Herzen, während das überschüssige Wasser mit dem ebenfalls angeregten Lymphfluss den Körper verlässt.

Die entzündlichen Gewebereaktionen in den gestauten, sauerstoff-unterversorgten Venen werden ebenfalls gemindert, Schmerzen und Schweregefühle in den Beinen sowie Juckreiz, Schwellung und druckbedingte nächtliche Wadenkrämpfe lassen nach.

Klar, dass auch andere Beschwerden, deren Grund in schwachen Gefäßen und Flüssigkeitsstauungen liegen, gut auf eine Behandlung mit Mäusedorn ansprechen. Ganz weit vorn zu nennen sind hier natürlich Hämorrhoiden, bei denen man die innerliche Einnahme durch spezielle Zäpfchen unterstützt.

Rosacea (erweiterte Äderchen im Gesicht) ist eine Indikation für Creme oder Gel. Neuere Hinweise darauf, dass entzündliche Ödeme auf Mäusedorn-Präparate gut ansprechen, sind vermutlich in der cortisonöähnlichen Wirkung von Steroidsaponinen begründet. Und für Frauen, die im Rahmen eine Prämenstruellen Syndroms (PMS) mit Wassereinlagerungen in Beinen und Brüsten zu kämpfen haben, ist Mäusedorn ebenfalls eine aussichtsreiche Option.

Wichtig:

Präparate mit standardisierten Extrakten aus Mäusedorn müssen ausreichend hoch dosiert (7–11 mg Gesamtrucosine täglich) und über mehrere Monate eingenommen werden, bis sich Effekte zeigen. In Gebrauch sind Extrakte aus dem Wurzelstock der Pflanze als Tee, Kapseln, Zäpfchen und Salbe.

Sinnvoll ist außerdem eine Kombination mit rutinreichem Buchweizentee. Die gute Verträglichkeit von Mäusedorn macht ihn zu einer hervorragenden Alternative zu Rosskastanien-Produkten, die von magenempfindlichen Menschen manchmal nicht so gut vertragen werden.