Teufelskralle: Zeigt dem Rheuma- und Arthroseschmerz die Krallen

Teufelskralle – Harpagophytum procumbens (c) foxyliam, depositphotos.com

Kaum ein Heilpflanzenname ist gleichzeitig so nachvollziehbar und so missverständlich wie der unserer heutigen Heldin, der afrikanischen Teufelskralle*. Sie drängen sich ja förmlich auf, die Vergleiche mit Satanszeug aller Art! Dabei verdankt der in etwa 1,5 Meter langen Ranken kriechende Savannenstrauch aus der Familie der Sesamgewächse seinen Namen eigentlich einem schlauen biologischen Schachzug: Nach der nur einen Tag andauernden herrlich purpurroten Blüte bilden sich handgroße, samentragende Früchte. Diese „krallen“ sich mit scharfen Widerhaken im Fell vorbeilaufender Tiere fest, werden woanders wieder abgestreift und keimen dort aus. So kam die Pflanze übrigens auch zu ihrer botanischen Bezeichnung Harpagophytum: harpago bedeutet auf Lateinisch „Enterhaken“ und phyto „Pflanze“.  (Achtung! Angeberwissen: Der hier beschriebene Vorgang nennt sich Epizoochorie. Dabei handelt es sich laut Biologie-Lexikon um die „Verbreitung von Samengut von Samen oder Früchten, die mit Haft- oder Klebeeinrichtungen an der Oberfläche von Tieren hängenbleiben und dadurch ausgebreitet werden.“)

In ihrer Heimat vertrauen die Medizinmänner der San schon lange auf Teufelskralle, wenn ein Stammesmitglied unter Schmerzen, Fieber, Magenkrämpfen, Blähungen, Übelkeit, Appetitlosigkeit oder Verdauungsproblemen leidet. Stockende, schmerzhafte Geburten sind dort ein weiteres Einsatzgebiet. Dass die „Trampelklette“ ihren Weg nach Europa fand, ist vermutlich einem gewissen Rittmeister Gottfried Hubertus Mehnert zu verdanken. Für ihn soll der bittere Tee auf einer Afrikareise im Zweiten Weltkrieg angeblich die letzte Rettung gegen eine nicht näher beschriebene schwere Krankheit gewesen sein. Vielleicht hatte er aber auch einfach nur Verstopfung? Man weiß es nicht.

Gegen die obenstehenden Beschwerden sowie gegen Ekzeme (äußerlich) wendet man Tees und Tinkturen aus der Teufelskralle jedenfalls auch hierzulande erfolgreich an. Von medizinischem Nutzen sind die bis zu 600 Gramm schweren, weitverzweigten Speicherwurzeln. Lediglich sie werden geerntet, während die lange Primärwurzel im Boden verbleibt und neu austreibt. Die getrockneten Wurzen zählen zu den bittersten Arzneimitteln der Welt, was ihre gute Wirkung auf den Verdauungstrakt erklärt. Der Bitterstoff Harpagosid hemmt obendrein die Produktion von entzündungsfördernden Gewebehormonen und reduziert knorpelzerstörende Enzyme (Kollagenasen).

Das HauGrüne Kapsel mit Blattpt-Anwendungsgebiet des Pflanzen-Vollextrakts sind daher entzündliche und degenerative Gelenkbeschwerden, vor allem Arthrose, Arthritis und Rheuma sowie Fibromyalgie. Auch Sehnenentzündungen, Weichteilrheumatismus und Nervenschmerzen (Neuralgien) wie Ischias oder Hexenschuss sprechen auf eine Behandlung mit Teufelskralle meist gut an. In diesen Fällen greift man zu Kapseln oder Tabletten aus der Apotheke, da nur hier die relevanten Wirkstoffe in ausreichender Konzentration vorhanden sind. Mögliche Präparate sind: Doloteffin, Rheuma-Sern, Rivoltan, Teufelskralle-ratiopharm

In Studien haben sie sich als ebenbürtig zu handelsüblichen Schmerzmitteln wie Ibuprofen und Diclofenac erwiesen! Ergänzend bieten sich Salben mit Teufelskralle-Extrakt an, die man gezielt an der schmerzenden Stelle aufträgt.

Sehr wichtig ist zu wissen, dass die Teufelskralle Zeit braucht. Schmerzlindernde Effekte sind frühestens nach 6 Wochen, manchmal erst nach 4 Monaten zu erwarten – haben Sie also bitte Geduld, es lohnt sich! Stellt sich dann der gewünschte Effekt ein, sind die Präparate problemlos zur Langzeittherapie geeignet … übrigens auch bei Gelenkbeschwerden von Pferden und Hunden (Achtung, fällt bei „tierischen“ Wettkämpfen unter die Dopingverordnung!).

Wichtig: Bitte sprechen Sie sich mit Ihrem Arzt ab, denn z.B. bei schweren Fällen von Rheuma, Fibromyalgie oder Arthritis reicht die rein pflanzliche Therapie meist nicht aus. Setzen Sie keinesfalls im Alleingang andere verordnete Medikamente ab, auch wenn diese über Kurz oder Lang meist drastisch reduziert werden können! Bei Magengeschwüren und Lebererkrankungen darf Teufelskralle leider nicht verwendet werden. Eine blutverdünnende Wirkung wird vermutet. Es sollten also auch die Dosierungen gerinnungshemmender Mittel wie Marcumar im Auge behalten werden.

Und: Nicht jede Art von Rückenschmerz ist ein typischer „Kandidat“ für die Teufelskralle. So müssen etwa rein muskuläre Verspannungen aufgrund einer Fehlhaltung stets vorrangig mit Physiotherapie behandelt werden. Nur gegen den verschleiß- oder entzündungsbedingten Schmerz-Anteil kann die Teufelskralle etwas ausrichten – aber das kann schon einen riesigen Unterschied machen!

*Mit der in unseren Breitengraden beheimateten Ährigen Teufelskralle und diversen Ziersorten hat die Afrikanische Teufelskralle übrigens nichts zu tun. Die Pflanzenfamilien sind nicht einmal miteinander verwandt.